Pressestimmen Die Presse zu Erdogan und deutschen Wahlkampf

Die „Stuttgarter Zeitung“ blickt auf das Verhältnis der Türkei und Deutschlands:

Die „Stuttgarter Zeitung“ blickt auf das Verhältnis der Türkei und Deutschlands:

Wie also kann es im bilateralen Verhältnis weitergehen? Gar nicht – lautet derzeit die Antwort. Das Verhältnis ist so zerrüttet, dass eine Reparatur aus eigener Kraft schwer vorstellbar erscheint. Es ist an der Zeit, dass EU und Nato eine größere Rolle spielen. Bisher machen sich viele Mitgliedstaaten beider Clubs einen schlanken Fuß, wenn es darum geht, Erdogan einzuhegen.

Das „Darmstädter Echo“ mahnt zur Geduld im Fall Akhanli:

Wenn die spanische Justiz sich so verhält wie man das erwarten darf, sollte Berlin den Fall – mit einer dicken Solidaritätsadresse an Akhanli – auf sich beruhen lassen. Erdogan will nur, dass man in seinen schmierigen Boxring steigt. Damit könnte er von zunehmenden innenpolitischen Problemen ablenken. Diesen Gefallen darf man ihm nicht tun. Außerdem ist vor der Bundestagswahl mit weiteren Provokationen zu rechnen. Bis dahin muss man einfach abwarten.

„Die Welt“ (Berlin) vermisst im aktuellen Wahlkampf die Debatte um Deutschlands Zukunft:

Keine Wechselstimmung, nirgendwo. Den Deutschen geht es zu gut, um eine tief greifende Unzufriedenheit mit der Regierung zu entwickeln. Wahlkampf zwingt in Krisen zur Standortbestimmung und – wichtiger noch – zum Aufbruch. Das fällt leider aus. Als einzige Partei versucht die FDP, ernsthaft darüber nachzudenken, wie dieses Hochlohnland weiter boomen kann. Bei den Zukunftstechnologien steht Deutschland schlecht da. Die Innovationsschübe der US-Forscher bei künstlicher Intelligenz werden die Lebens- und Arbeitswelt auch der Deutschen schon im kommenden Jahrzehnt auf den Kopf stellen. Wir sind in der Gegenwart angekommen, nicht aber in der Zukunft. In einem Monat wird gewählt, und wir verstehen die Welt nicht mehr.

Die „Emder Zeitung“ warnt vor zu viel Euphorie in der Politik:

Mit Jubelstürmen war Martin Schulz von der SPD gefeiert worden. (...) Der Jubel ist inzwischen verstummt. Gerade 100 Tage ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Amt. Auch ihn umwehte zu Beginn so etwas wie der Hauch eines Heilsbringers. Doch die große Begeisterung in unserem Nachbarland ist längst verflogen. Macron musste sich rasch vom politischen Alltagsgeschäft einholen lassen – Proteste gegen Arbeitsmarktreform und Wohngeldkürzung inklusive. Und die SPD ist wieder bei ihren schlechten Umfragewerten angekommen. Wenn überbordende Begeisterung in der Politik um sich greift, ist grundsätzlich Skepsis angesagt.

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