Genauer hinschauen: Das Saarbrücker KuBa zeigt Simon Kloppenburg Handschriftenabgleich in Blau

Saarbrücken · Simon Kloppenburgs Kleinformate im Saarbrücker KuBa: ein Collage-Alphabet, das sich zu dechiffrieren lohnt.

 Eines der kleinformatigen Werke Simon Kloppenburgs, das im Saarbrücker KuBa in seiner Ausstellung „Findlinge und Geschiebe“ zu sehen ist. 2015 war Kloppenburg für den Kunstpreis Robert Schuman nominiert.

Eines der kleinformatigen Werke Simon Kloppenburgs, das im Saarbrücker KuBa in seiner Ausstellung „Findlinge und Geschiebe“ zu sehen ist. 2015 war Kloppenburg für den Kunstpreis Robert Schuman nominiert.

Foto: Simon Kloppenburg

Dass Simon Kloppenburg nicht entspiegeltes Glas für seine 21 mal 29,4 Zentimeter großen Kleinformate verwendet hat, dürfte nicht nur Kostengründen geschuldet sein. Es könnte Absicht sein. Weil man dadurch anfängt, die sparsame blaue Rätselwelt darin zu deren leichteren Dechiffrierung immer wieder mit der Hand abzuschatten oder die eigene Position (und damit die Perspektive) zu wechseln – und so hinein zu tauchen beginnt in diese eigenartige Sedimentkunst.

In der (leider nicht ausliegenden) Handreichung des Saarbrücker KuBa, wo Kloppenburgs Arbeiten nun gezeigt werden, liest man, dass der HBK-Meisterschüler (nach seinem 2014 abgelegten Diplom hat er dort mittlerweile einen Lehrauftrag für Zeichnung und bildnerische Grundlagen) sich in seinen ausgestellten Werkgruppen mit „über viele Jahre geführten tagebuchartigen Skizzenbüchern“ neu auseinandersetzt. Um Umformungen und Überlagerungen alter Bildbestände geht es also – und damit um das Transponieren von Vergangenem in eine gegenwärtige Handschrift.

Alle Blätter gründen auf blau gebeiztem Papier, ohne dass die Bildgründe austauschbar, weil immer gleich wären. Vielmehr bringt jedes Blatt bereits seine eigene, es als Unikat ausweisende feinste Färbungsstruktur mit. Nicht anders verhält es sich mit den sparsamst aufgetragenen Zeichnungsfitzeln und Farbgravuren: Auch wenn sich einzelne wiederkehrende Motive (eine ovale Scheibe, ein Vierkantstück oder auch Wortfetzen) ausmachen lassen, so bildet das Collage-Alphabet Kloppenburgs aufs Ganze gesehen doch eine kaum zu dekodierende Bildsprache.

Den Blättern aber nimmt das nichts von ihrer sehr feinen Sogkraft – ganz im Gegenteil. Nicht selten belässt es Kloppenburgs Mischtechnik bei einzelnen, ins gebeizte Papier eingeritzten Weißlinien, die er mit geometrischen Zeichenresten oder zart-gülden leuchtenden kleinen Mal-Arealen paart. Die jeweiligen Verknüpfungen zu ergründen, bleibt uns überlassen. Mal meint man Planetenschatten, mal einen Speerwerfer, mal einen Totenkopf oder ein pferdeartiges Gebilde auszumachen. Am bezwingendsten sind jene Arbeiten, in denen Kloppenburg (wie man dies aus seinen früheren Arbeiten kennt) mit feinstem Bleistift strich Umrissformen oder Hautmuster einarbeitet. Ganz ähnlich, wie hier die Handschrift sich nahezu auflöst, spielen auch zwei, lediglich von ihm lasergravierte Glasplatten mit dem Verschwinden des künstlerischen Ausdrucks, der nur noch als Negativform zurückbleibt. Vor allem das „Lilly“ betitelte gelaserte Kleinformat besticht: Auch wenn nichts darin zu erkennen ist, füllt sich dieses Nichts nach und nach doch aus unserem Inneren.

Bis 17. Juni: Di bis Fr: 10 bis 15 Uhr; Do und So: 15 bis 18 Uhr.
Galeriengespräch mit Simon Kloppenburg am 17. Mai (19 Uhr)

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