Fulminantes Finale des Saarbrücker Jazz-Festivals

Saarbrücken · Zum Abschluss des Saarbrücker Jazz-Festivals gab es ein superbes Konzert des Brussels Jazz Orchestra, das Werke des italienischen Weltklasse-Pianisten Enrico Pieranunzi spielte, der selbst am Flügel saß.

 Pianist Enrico Pieranunzi und drei Bläser des BJO. Foto: Krämer

Pianist Enrico Pieranunzi und drei Bläser des BJO. Foto: Krämer

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Erlesen, betörend, exquisit - man mag gar nicht genug jubeln, um das Abschluss-Konzert des diesjährigen Saarbrücker Jazz-Festivals zu würdigen. Enrico Pieranunzi und das Brussels Jazz Orchestra (BJO) bescherten am Sonntag ein fulminantes Finale. Umgekehrt proportional dazu gab sich Festivalleiter Wolfgang Krause ungewohnt bescheiden: "Nach meiner Meinung war das ein ziemlich schönes Festival", zog Krause einleitend Kurz-Bilanz und lobte insbesondere die gute Zusammenarbeit mit Partnern und Unterstützern. Rund 1600 Zuhörer bei 15 Terminen, das erscheint wenig; doch wenn man bedenkt, dass viele Konzerte im kleinen Clubrahmen liefen, spricht das für eine gute Auslastung.

Der lyrisch virtuose Kehraus führte nun in den großen SR-Sendesaal auf dem Saarbrücker Halberg, wo einen die erste Nummer auf eine falsche Fährte lockte: Wer das übliche swingende Big Band-Standardrepertoire erwartete, mit knackigen Akzenten und gleißenden Bläserspitzen, lag schief. Denn das BJO, das sich unter der Leitung des Saxofonisten und Flötisten Frank Vaganée - er gab hier von seinem Platz aus die Einsätze - seit seiner Gründung 1993 an die Spitze europäischer Großformationen gespielt hat, ist auf die Kooperation mit namhaften Solisten und maßarrangierte Originalkompositionen spezialisiert. Hier interpretierte das belgische Aushängeschild Werke aus der Feder des italienischen Weltklasse-Pianisten Enrico Pieranunzi; delikat arrangiert von Bert Joris, der sich auch als Solist an Trompete und Flügelhorn wärmstens empfahl.

Eine außerordentlich gelungene italienisch-belgische Koproduktion: Pieranunzis facettenreiche, rhythmisch raffinierte kompositorische Kleinode entfalten eine poetische Strahlkraft, die sie als Filmmusik prädestinieren - "Fellini's Waltz" etwa katapultierte einen unmerklich ins Kino der 60er Jahre. Das enorm organisch harmonierende BJO bestach mit einem adäquat weichen, geradezu sinfonischen Klangbild von sublimer Transparenz und Dynamik, das jedes feine Irrlichtern in den Untersektionen hörbar machte. Geadelt wurde dieser Genuss durch fabelhafte Solisten aus den eigenen Reihen. Und natürlich durch die klassisch geschulte Grandezza Pieranunzis, dessen improvisatorische Finesse, dessen kultivierter Anschlag und elegant fließende Tastenflüge eine Klasse für sich sind. Hier in Reinkultur zu genießen, wenn er mit der hochsensiblen Rhythmusgruppe im Trio agierte. Superb.

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