Neue Musik in Saarbrücken Klänge zum Sehen, Bilder zum Hören

Saarbrücken · Was ist eigentlich „akusmatische Musik“? Bei dem Saarbrücker Experimental-Festival „EviMus“ erfährt man es.

 Ein Oszilloskop, das beim Eröffnungskonzert mit Volker Schütz am 1. 11. eine große Rolle spielt.

Ein Oszilloskop, das beim Eröffnungskonzert mit Volker Schütz am 1. 11. eine große Rolle spielt.

Premieren am laufenden Band: Aus 15 Ländern rund um den Globus trafen insgesamt 51 Bewerbungen zum Wettbewerb „Call for Works“ ein; 30 Werke davon wurden ausgewählt und sind nun in Uraufführungen zu erleben. Die Ausschreibung – sie steht allen Altersklassen und Nationalitäten offen – ist Herz und zugleich roter Faden des Festivals „EviMus – 5. Saarbrücker Tage für elektroakustische und visuelle Musik“.

Das viertägige Treffen möchte Saarbrücken in den internationalen Fokus der Freunde zeitgenössischer experimenteller Klänge rücken und ist mit einer zwar überschaubaren, aber stetig wachsenden Anhängerschar bereits eine kleine Erfolgsgeschichte. Vater und Motor von EviMus ist der Saarbrücker Komponist Daniel Osorio, der von Donnerstag, 1., bis Sonntag, 4. November, im Kulturzentrum am Eurobahnhof (KuBa) wieder ein möglichst breites Spektrum aktueller audiovisueller Kunst abbilden möchte. Entsprechend hat Osorio den „Call for Works“-Wettbewerb in vier Sparten gegliedert: „Akusmatische Musik“ (elektroakustische Musik ohne Instrumentalisten), „Live-Elektroakustische Musik“, und, das Optische miteinbeziehend, „Visuelle Musik“ (Videokunst) und „Klang- und Video-Installation“.

Nicht fehlen dürfen authentische Konzerterlebnisse: „Uns ist wichtig, dass die elektronische Musik auch live aufgeführt wird und eng mit den Instrumentalisten auf der Bühne verbunden ist“, sagt Osorio. In der betreffenden Kategorie „Live-Elektroakustische Musik“ erklingen diesmal Stücke mit Violoncello und Kontrabass: Am Freitag, 2. November,  spielt die Schweizer Cellistin Isabel Gehweiler, tags drauf der Saarbrücker Bassist Stefan Scheib; die elektronischen Klänge steuert (jeweils ab 19 Uhr) Festivalchef Osorio selbst bei. Stefan Scheib wird obendrein eine „Elektronische Jam-Session mit Laptops und Instrumenten“ leiten.

Ein fester Bestandteil von EviMus ist der morgendliche Termin „Junge Musik“ (Sonntag, 11 Uhr) mit Beiträgen von Saarbrücker Schülerinnen und Schülern, diesmal der 8. und 9. Klasse des Deutsch-Französischen Gymnasiums und wieder unter Osorios Leitung. Mit dem Handy wurden Alltagsklänge aufgenommen, und es wurde mit einer frei zugänglichen Software experimentiert, erzählt Osorio – mit „erstaunlichen Ergebnissen. Es sind kreative künstlerische Stimmen, die auch kritisch bis ironisch klingen.“

Neu ist das Konzert „Nuit Blanche“ (Samstag, 23 Uhr): In Anlehnung an die Moskauer Weißen Nächte und an durchtanzte Nächte in Frankreich und Italien soll hier Musik „auf neuen Wegen erfahren“ werden: „Über die Möglichkeit der freien Bewegung im Raum und des Austauschs mit anderen wird mit der klassischen Konzertsituation gebrochen und ein Raum für neue, gemeinschaftliche Klangerfahrungen eröffnet.“
Einen weiteren Höhepunkt verspricht Osorio zum Festivalabschluss (Sonntag, 19 Uhr): In Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut Santiago de Chile kommen das chilenische Ensemble „F(r)actura“ und das Stuttgarter Ensemble „SKAM“ nach Saarbrücken, um sich mit dem Oeuvre des Dichters Pablo de Rokhas (1895 bis 1968) auseinanderzusetzen.

Festivalstart: Donnerstag, 1. November, 19 Uhr im KuBa. Der Eintritt ist bei allen Konzerten frei. Infos: www.evimus.de

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