Merckle-Imperium kann gerettet werden

Ulm. Adolf Merckle (Foto: dpa) bekommt im Kampf um sein ins Wanken geratene Firmenimperium (ratiopharm, Heidelberg-Cement) eine Schonfrist. Nach wochenlangem zähem Ringen einigte sich der Ulmer Unternehmer mit den Gläubigerbanken auf Eckpunkte eines Sanierungskonzepts

Ulm. Adolf Merckle (Foto: dpa) bekommt im Kampf um sein ins Wanken geratene Firmenimperium (ratiopharm, Heidelberg-Cement) eine Schonfrist. Nach wochenlangem zähem Ringen einigte sich der Ulmer Unternehmer mit den Gläubigerbanken auf Eckpunkte eines Sanierungskonzepts. Ob Merckle das an harte Bedingungen geknüpfte Angebot der Geldhäuser annehmen wird, will der Milliardär Anfang 2009 entscheiden. Das weit verzweigte Firmengeflecht dürfte mit der grundsätzlichen Einigung vorerst gerettet und eine Insolvenz der VEM Vermögensverwaltung abgewendet sein.Das Angebot der Banken ist mit schmerzhaften Auflagen versehen. Der 74-Jährige muss als Gegenleistung für einen Überbrückungskredit voraussichtlich die Kontrolle über wichtige Teile seines Unternehmensgeflechts abgeben. Laut "Süddeutscher Zeitung" boten die Banken dem Unternehmer einen Überbrückungskredit bis Ende März an. Bis dahin solle ein Sanierungsplan für die Unternehmensgruppe ausgearbeitet und ein längerfristiger Kredit ausgehandelt werden. Die Banken verlangen von dem Milliardär unter anderem, dass er seine Anteile an Deutschlands größtem Baustoffhersteller Heidelberg-Cement abgibt. Der 74-Jährige hält über seine Beteiligungen rund 80 Prozent an dem Unternehmen. Außerdem soll sich Merckle möglicherweise auch von Teilen des Generikaherstellers ratiopharm und des Pharmahändlers Phoenix trennen.Gegen solche Verkäufe soll sich Merckle zuvor in den Verhandlungen immer wieder gestemmt haben. Für die Rettung seines Imperiums hatte der 74-Jährige bei den Gesprächen auch Sicherheiten und Werte aus seinem privaten Vermögen zur Verfügung gestellt. In Finanzkreisen wird der Finanzierungsbedarf Merckles auf bis zu eine Milliarde Euro geschätzt. Weitere Quellen sprechen davon, dass auf der VEM mindestens Schulden in Höhe von drei bis fünf Milliarden Euro lasten. Hintergrund der Krise bei VEM sind Kapitalerhöhungen vor allem bei Heidelberg-Cement, die teilweise mit Krediten finanziert wurden. Als Sicherheiten wurden Aktien hinterlegt. Durch die Finanzkrise ist deren Wert abgestürzt. Außerdem hatte sich der Milliardär mit VW-Aktien verzockt und einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag verloren.Die Gläubigerbanken unter der Führung der LBBW, der Commerzbank, der Royal Bank of Scotland (RBS) und der Deutschen Bank hatten den Geldhahn zugedreht. Das Land Baden-Württemberg hatte dem Familien-Clan eine Bürgschaft verweigert. Das Geld des Milliardärs steckt überwiegend in seinen Beteiligungen.Das Merckle-Imperium ist imposant: Mehr als 100000 Mitarbeiter sind in den Firmen von Merckle und seiner Familie beschäftigt. Der Jahresumsatz liegt bei insgesamt rund 30 Milliarden Euro. Rund 100 Unternehmen sollen zu Merckle gehören. dpa

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