„Aufmerksam und fürsorglich“

Saarbrücken · Ingrid Basten

 Ingrid Basten

Ingrid Basten

Foto: privat



Saarbrücken. Ingrid Basten, geborene Scherer, Jahrgang 1929, wuchs in Saarbrücken, in, wie man so sagt, "gutbürgerlichen Verhältnissen" auf. Sie hat keine Geschwister. Ihr Vater Anton Scherer war Bankkaufmann, die Mutter kümmerte sich um den Haushalt und die Erziehung ihrer Tochter, die in Saarbrücken die Volksschule besuchte. Die Familie wurde 1938 nach Kassel evakuiert und kam 1939 zurück. Tochter Ingrid besuchte nach der Rückkehr der Familie das Gymnasium "Auguste Viktoria Schule, wo sie 1949 ihr französisches Abitur machte. Das Saarland war französische Besatzungszone und deswegen war auch französisch die wichtigste Fremdsprache beim Besuch einer höheren Schule. 1949 war das Goethejahr. Sie schrieb ihren Abituraufsatz über das Thema "Die Frauen im Leben des jungen Goethe". Die Abiturprüfung bestand sie als Jahrgangsbeste.

Sie war sportlich, spielte Tischtennis, war bald eine sehr gute Skifahrerin, konnte turnen, besuchte die Tanzschule, hatte viele Freunde, und begann nach dem Abitur ein Biologie- und Chemie- Studium, erst in Saarbrücken, dann in Freiburg. "Sie wollte ins Lehramt, machte auch ein Referendariat." erzählt ihre Tochter Birgit. Ihr Sohn Bert beschreibt sie als "attraktive und gescheite Frau, die weiß, was sie will."

1955 musste sie ihren Skiurlaub in der Schweiz abbrechen. Sie hatte Sehbeschwerden, ließ sich von dem Saarbrücker Augenarzt Dr. Werner Basten, Jahrgang 1915, untersuchen. Diagnose: Schneeblindheit. Sie musste öfters zur Behandlung. Der Arzt und die Referendarin kamen sich näher. Nach der standesamtlichen Hochzeit in Saarbrücken war die kirchliche Trauung im Kloster Maria Laach in der Eifel. Der Bräutigam kannte den Abt des Klosters. Dort wurde auch gefeiert. "Die Hochzeitsreise führte nach Italien, sozusagen auf den Spuren des jungen Goethe", erzählt Sohn Bert.

In Saarbrücken auf dem Rotenbühl bauten sie ein Haus: Sie organisierte und beaufsichtigte den Bau. Der Ehemann arbeitete in seiner Augenarztpraxis. 1958 wurde Sohn Bert und 1959 Tochter Birgit geboren. Ehefrau Ingrid kümmerte sich um die Kinder. Beide besuchten das Gymnasium, studierten. Tochter Birgit ist heute Lehrerin an einer Berufsfachschule für Altenpflege. Sohn Bert hatte "mit Schule nicht viel am Hut", wie er erzählt. "Ich habe aber dann trotzdem Abitur gemacht und schließlich Biogeographie studiert." Er lebt in den französischen Alpen, bewirtschaftet und betreibt dort eine Skihütte. Beide beschreiben ihre Mutter als eine aufmerksame und fürsorgliche Frau mit vielen gesellschaftlichen Kontakten und christlichen Grundsätzen: "Hilfsbereitschaft, Respekt vor dem Nächsten, das war ihr wichtig. Und an Weihnachten gingen wir selbstverständlich in die Kirche. Für die Weihnachtsfeiern mussten wir Weihnachtslieder auf der Blockflöte üben und beim Plätzchenbacken helfen. Bevor Bescherung war, wurde erst eine Schallplatte aufgelegt. Erst dann wurde gefeiert: Unsere Mutter konnte gut kochen. Wir hatten viele Gäste."

Ingrid Basten war Elternsprecherin in der Schule ihrer Kinder und vielseitig interessiert und engagiert. Sie liebte Sport, spielte Tennis im Ruderclub Saar, schwamm viel. Und im Winter fuhr die Familie in den Schwarzwald zum Skifahren. Sie war eine gute Skifahrerin. "Und im Sommer fuhren wir vor allem nach Frankreich."

1987 hatte ihr Mann seine Augenarztpraxis aufgegeben. "Und somit nun mehr Zeit auch für die Reisen, die sie", wie Sohn Bert erzählt, "nach zwei Kriterien auswählten. Nach dem roten Michelin- Führer, in dem man nachlesen kann, wo man gut isst, und dem grünen Michelin-Führer, in dem die kulturellen Sehenswürdigkeiten beschrieben werden."

Sie war inzwischen dreifache Großmutter geworden. 1988 wurde Enkel Fabian, 1991 Enkeltochter Lea, und 1997 Enkelsohn Sylvain geboren. Im selben Jahr starb ihr Ehemann an einem Nierenversagen. Sie organisierte die Trauerfeier, zu der über 200 Trauergäste kamen. Sohn Bert: "Als unser Vater starb hatte sie einen Knick, auch gesundheitlich. Meine Schwester und ich lebten ja nicht mehr in Saarbrücken. Ihr Arzt sagte: ,Gehen Sie in ein Altenheim. Dort haben Sie Gesellschaft.' Sie zog ins Egon-Reinert- Haus in Saarbrücken. Dort gab es einen so genannten Runden Tisch. Das war ihr letzter gesellschaftlicher Treffpunkt. Sie hatte eine Patientenverfügung hinterlassen. Sie wollte keine lebensverlängernden Maßnahmen im Fall einer schweren Krankheit. Sie lebte bis zuletzt im Egon- Reinert-Haus. Nach einem Schlaganfall starb sie im Saarbrücker Krankenhaus auf dem Sonnenberg."

Die Trauerfeier war im engsten Familienkreis.

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