Bezahlung in Berufen immer unterschiedlicher

Düsseldorf · Die Flächentarifverträge verschiedenster Branchen weisen schon in den Anfangsjahren im Beruf immer größere Gehalts-Unterschiede auf. Dies hat die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler Stiftung ermittelt.

. Tarifverträge vereinheitlichen zwar die Gehälter bestimmter Beschäftigtengruppen, innerhalb der gesamten Tariflandschaft gibt es aber auch sehr große Unterschiede. Das geht aus einer Untersuchung des WSI-Tarifarchivs der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung hervor, die gestern in Düsseldorf vorgestellt wurde.

So gibt es große Gehaltsunterschiede zwischen den Flächentarifverträgen verschiedener Branchen. Nach jeweils dreijähriger Ausbildung erhält eine Fachkraft in einem sächsischen Hotel mit 1493 Euro nur rund die Hälfte des Tarifgehalts eines Metall-Facharbeiters in Baden-Württemberg, der auf 2804 Euro im Monat kommt.

Auch innerhalb der einzelnen Tarifvertragswerke gibt es manchmal weite Spannen: Zum Beispiel liegt das Entgelt für die höchste Tarifgruppe in der Energiewirtschaft Nordrhein-Westfalens mit 5855 Euro fast beim Vierfachen der untersten Gruppe.

Die weit verbreiteten regionalen Tarifverträge führen zu ungleichen Bezahlungen. So bewegt sich bei den 21 regionalen Tarifgebieten der dominierenden Metall- und Elektroindustrie die mittlere Entgeltgruppe zwischen 2444 und 2804 Euro im Monat. Bundesweit einheitliche Tarifverträge sind derzeit nur noch in wenigen Branchen etwa bei Banken und Versicherungen üblich.

Der geplante gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro verhindere "soziales Dumping", erklärte WSI-Leiter Reinhard Bispinck in einer Stellungnahme. "Oberhalb des Grenzwertes gibt es einen großen Spielraum für tarifvertragliche Gestaltung." Für die Untersuchung wurden die Vergütungstabellen von mehr als 30 Branchen analysiert. Insgesamt gibt es in Deutschland demnach rund 70 000 Tarifverträge, davon sind laut WSI gut 14 000 Flächentarifverträge im engeren Sinne. In Deutschland werden nach jüngsten Erhebungen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung derzeit rund 58 Prozent der Beschäftigten nach Tarif bezahlt.

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