Weltmeisterschaft der Berufe Der beste Dreher darf in die Wüste

St. Ingbert · Der gelernte Zerspanungsmechaniker Lukas Bosslet aus Blieskastel tritt Mitte Oktober bei der Berufsweltmeisterschaft in Abu Dhabi an.

 Der 21-jährige Lukas Bosslet trainiert täglich mehrere Stunden an einer CNC-Maschine seines Arbeitgebers.

Der 21-jährige Lukas Bosslet trainiert täglich mehrere Stunden an einer CNC-Maschine seines Arbeitgebers.

Foto: Rich Serra

Er übt fast täglich an seiner Maschine. Programmiert sie immer wieder neu. Versucht die Werkstücke aus Metall immer schneller fertigzustellen. Seine Bestzeit zu knacken. Und das seit etwa einem Jahr. Für Lukas Bosslet beginnt nun die finale Phase. Denn Mitte Oktober tritt der junge Mann aus dem Blieskasteler Stadtteil Böckweiler bei der Weltmeisterschaft der Berufe „Worldskills“ in Abu Dhabi an. Sein Bereich: Drehtechnik.

Das Arbeitsgerät des gelernten Zerspanungsmechanikers ist eine CNC-Drehmaschine. Numerisch gespeicherte Programme steuern die Bewegungen der Werkzeuge. Bosslet erstellt Zeichnungen, programmiert, kontrolliert die mit Präzision hergestellten Bauteile. Denn es kommt auf jeden Millimeter an. Richtet er die computergesteuerten Werkzeugmaschinen falsch ein, beginnt die Arbeit von vorne. Feingefühl ist gefragt, gute IT- und in Bosslets Fall auch sehr gute Englisch-Kenntnisse – die Bediensprache der Maschinen in Abu Dhabi. Deswegen besucht er seit Anfang des Jahres einen Englischkurs.

Der 21-Jährige arbeitet seit vier Jahren im saarländischen Hauptwerk des Automatisierungskomponenten-Herstellers Festo in Rohrbach. Im vergangenen Jahr schloss Bosslet seine Ausbildung ab. Etwa zur gleichen Zeit gewann er die Deutsche Meisterschaft der Berufe in Stuttgart – sein Ticket für die Berufsweltmeisterschaft in der Vereinigten Arabischen Emirate.

Seitdem nutzt er jede Minute in der Werkstatt zum Üben. Sein Arbeitgeber hat ihn bis zur Weltmeisterschaft im Oktober freigestellt. Denn ein Sieg Bosslets wäre eine große Auszeichnung für das Unternehmen. Aber auch für die Karriere des jungen Mechanikers wäre der Weltmeistertitel förderlich. „Das macht sich im Lebenslauf richtig gut“, sagt er. Und das muss als Motivation reichen. Eine Geldprämie oder eine Trophäe erhält der Gewinner nämlich nicht.

Bei dem internationalen Wettkampf fertigt Bosslet ein vorgegebenes Werkstück an. Vier Stunden hat er dazu insgesamt Zeit. Eine Stunde zum Programmieren, drei Stunden zum Fertigstellen. „Einen besonderen Zweck erfüllen die Teile nicht. Sie sind einfach nur schwierig anzufertigen“, erklärt Bosslet. Eine 19-köpfige Jury entscheidet dann, wer Weltmeister wird. „Bewertet wird beispielsweise die Schnelligkeit, ob die Teilnehmer die vorgegeben Maße eingehalten haben und ob die Beschaffenheit der Oberfläche stimmt“, berichtet der junge Teilnehmer.

Bereits im Sommer wurden Werkbänke, Messmittel und Werkzeuge von Deutschland nach Abu Dhabi verschickt. Bosslet wird mit den anderen deutschen Teilnehmern drei Tage vor der Eröffnungszeremonie anreisen: „Ich muss mich vorher auf das Material einstellen. Außerdem wird es dort im Oktober noch über 30 Grad warm sein. Das ist auch eine Umstellung.“

Die anderen deutschen Teilnehmer kennt Bosslet bereits von Vorbereitungstreffen im schwäbischen Esslingen. Dort erhielten die Wettkämpfer Tipps zum Umgang mit den Medien. Außerdem stand Men­taltraining auf dem Programm.

Bosslets wichtigste Stütze ist wohl sein Betreuer Florian Schmitt. Der Ausbilder bei Festo wird seinen Schützling nach Abu Dhabi begleiten. Beim Wettkampf ist Bosslet zwar auf sich allein gestellt, doch Schmitt wird sich unter die Zuschauer mischen und fest die Daumen drücken. Zur Belohnung können die beiden dann anschließend am Persischen Golf entspannen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort