Spielzeugmarkt Schulden zwingen Toys R Us in die Knie

Wayne/Köln · Der amerikanische Spielwarenhersteller hat in den Vereinigten Staaten Insolvenz angemeldet. Die deutschen Läden sind nicht betroffen.

 Die 66 Filialen in Deutschland bleiben geöffnet. Die nächste ist in Kaiserslautern.

Die 66 Filialen in Deutschland bleiben geöffnet. Die nächste ist in Kaiserslautern.

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Wachsende Konkurrenz im Online-Geschäft und eine drückende Schuldenlast zwingen den US-Spielwarenhändler Toys R Us in die Knie. Aber die Filialen sollen – auch in Deutschland – erst einmal weitermachen wie bisher. Der Mutterkonzern aus Wayne (New Jersey) stellte am späten Montagabend einen Antrag auf Gläubigerschutz.

Toys R Us beschäftigt insgesamt etwa 64 000 Menschen. Die Gruppe hat 875 Filialen in den Vereinigten Staaten. Weltweit sind es über 1600, wenn man den Kinderausstatter Babies R Us mitrechnet, in Deutschland laut Internetseite 66. Die überwiegende Mehrzahl der Märkte arbeite weiter profitabel und setze ihren Betrieb fort, betonte das Unternehmen. Allerdings hatte  Toys R Us im Juni einen Rückgang um 4,1 Prozent bei den Umsätzen in den Läden für das erste Quartal 2017 verkünden müssen. Verantwortlich dafür machte das Unternehmen eine „sehr aggressive“ Preispolitik seiner Wettbewerber. Die Gesellschaften in Europa, Asien und Australien seien zudem „nicht Teil des derzeit in den USA und Kanada stattfindenden Restrukturierungsprozesses“, hieß es gestern aus der deutschen GmbH von Toys R Us in Köln. Auch die Bestellmöglichkeiten im Internet blieben erhalten. Es gehe bei dem US-Verfahren außerdem „weder um eine Geschäftsauflösung noch einen Konkurs nach deutschem Verständnis“. Ziel sei es, die Schulden bei laufenden Betrieb zu senken – „zum Zweck der Rückkehr auf eine nachhaltige Erfolgsspur für das Unternehmen Toys R Us“. Auf dem Unternehmen lasten rund fünf Milliarden Dollar (umgerechnet rund 4,2 Milliarden Euro) Schulden. Die US-Bank JPMorgan will mit einer Finanzspritze von drei Milliar­den Dollar einspringen, die während des Insolvenzverfahrens die finanzielle Situation von Toys R Us verbessern soll. Die Zahlungsfähigkeit der europäischen Gesellschaften sei gesichert.

Vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft bringt der Schritt in den USA und Kanada dennoch Unruhe in die Branche. Toys R Us – 2005 von Investoren um Bain und KKR übernommen – ist ein weiterer klassischer Einzelhändler, dem Amazon & Co. stark zusetzen. Allein in diesem Jahr haben bereits mehr als ein Dutzend amerikanische Ketten wie Payless, Gymboree oder Perfumania Gläubigerschutz beantragt.

Dies bedeutet allerdings noch nicht das Ende. Viele Einzelhändler versuchen im Insolvenzverfahren, ihre unrentablen Läden zu schließen und parallel dazu das Online-Geschäft auszubauen. Auch im Fall von Toys R Us laufen die Geschäfte erst einmal weiter, Kredite werden aber zunächst nicht mehr bedient. Die Investoren hatten die Kette für 7,5 Milliarden Dollar gekauft und ihr die Schulden aufgebürdet.

Die drohende Umschuldung bei Toys R Us schlug auch auf den Aktienmarkt durch: Die Kurse der US-Spielzeughersteller Hasbro und Mattel fielen. Beide Konzerne sollen bereits Lieferungen eingeschränkt haben, weil sie befürchten, der Geschäftspartner Toys R Us könne seine Rechnungen nicht mehr begleichen. Die 1948 gegründete Kette hat nach eigenen Angaben 23 Prozent Anteil am weltweiten Handel mit Spielzeug und beschäftigt 65 000 Mitarbeiter. Neben Spielsachen verkauft Toys R Us auch Produkte für Babys. Der nächste Toys R Us-Markt ist in Kaiserslautern. Die Filiale in Saarbrücken war Ende der 1990er Jahre geschlossen worden.

Meistgelesen
Zahl der Woche
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort