Spinnenangst Die Angst vor Spinnen steckt tief in unseren Genen

Würzburg · (np) Jede dritte Frau und jeder fünfte Mann in Deutschland hat Angst vor Spinnen, berichtet die Uni Würzburg. Das ist eigentlich verwunderlich, weil in Industrieländern Menschen nur selten mit diesen Tieren in Kontakt kommen.

 Die Furcht vor Spinnen ist dem Menschen angeboren. Das  haben Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft  herausgefunden.

Die Furcht vor Spinnen ist dem Menschen angeboren. Das  haben Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft  herausgefunden.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Spinnen sind Jäger und injizieren ihren Opfern Gift, das sie lähmt und hilflos macht – wobei die Opfer in unseren Breitengraden in der Regel Insekten und höchstens kleine Säugetiere sind. Tatsächlich sind Insekten für Menschen in der Regel viel gefährlicher, weil ihr Stich eine tödlich verlaufende allergische Reaktion auslösen kann. Lebensgefahr droht auch, wenn zum Beispiel ein kompletter Bienenschwarm auf einen Menschen einsticht. Trotzdem sind es vor allem Spinnen und Schlangen, die bei vielen Menschen Angst und Ekel hervorrufen. Diese Furcht kann sich bis zu einer echten Angststörung entwickeln. In den Industrienationen leiden bis zu fünf Prozent der Menschen unter einer echten Phobie gegenüber diesen Tieren. Warum ist das so?

Wissenschaftler des Max-Planck- Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften (Leipzig) und der Universität Uppsala erklären nun diese Angst aus evolutionärer Sicht. Sie haben herausgefunden, dass sie offenbar in unseren Genen angelegt ist. Bereits sechs Monate alte Babys reagierten furchtsam beim Anblick dieser Tiere. „Als wir den Kleinen Bilder einer Schlange oder Spinne statt etwa einer Blume oder eines Fischs gleicher Farbe und Größe zeigten, reagierten sie mit deutlich vergrößerten Pupillen“, so die Neurowissenschaftlerin Stefanie Hoehl. Selbst die Kleinsten seien also bereits beim Anblick dieser Tiere gestresst.

Die Forscher gehen deshalb daher davon aus, dass die Angst vor Schlangen und Spinnen einen evolutionären Ursprung hat. „Bei uns und auch bei anderen Primaten sind offensichtlich von Geburt an Mechanismen im Gehirn verankert, durch die wir sehr schnell Objekte als ‚Spinne’ oder ‚Schlange’ identifizieren und darauf reagieren können“, sagte Stefanie Hoehl.

Diese angeborene Stressreaktion prädestiniere uns wiederum dafür, Spinnen und Schlangen als gefährlich oder eklig einzustufen. Das könnte dann auch Ergebnisse  anderer Studien erklären,  wonach Babys auf Bilder von Nashörnern, Bären oder anderen Tieren, die uns gefährlich werden können, nicht ängstlich reagieren.

Die Forscher vermuten, dass die frühen Vorfahren des Menschen vor mehreren Dutzend Millionen Jahren mit sehr viel gefährlicheren Vertretern aus der Welt der Spinnen und Schlangen konfrontiert waren – viel früher als etwa mit den Säugetieren, die uns heute gefährlich werden können. Ähnliches gelte vermutlich auch für Gefahren in der modernen Welt. Messer, Spritzen oder Steckdosen existierten aus evolutionärer Sicht schlicht noch nicht lange genug, als dass es dafür solche Reaktionsmechanismen in unserem Gehirn geben könne.

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