Donnerwetter, jetzt wird's Frühling

Valencia · Jedes Jahr im März feiert die Region um Valencia den Frühlingsbeginn auf besondere Art. Bei den Fallas, Umzügen mit Feuerwerk und Böllerei, wird alles Böse symbolisch verbrannt, um die neue Jahreszeit willkommen zu heißen.

 Bei den Fallas-Festen an der Costa Blanca werden, symbolisch für alles Negative, große Pappmaché-Figuren verbrannt. Foto: Turismo Valencia

Bei den Fallas-Festen an der Costa Blanca werden, symbolisch für alles Negative, große Pappmaché-Figuren verbrannt. Foto: Turismo Valencia

Foto: Turismo Valencia

Es sind Donnerschläge, die man im Bauch spürt - Kracher, die einem Rhythmus folgen, sogar eine Melodie haben: lauter wohldosierte Explosionen von 120-Kilo-Böllern. Dabei riecht es, als ob sich einen Moment lang die Pforte zur Hölle geöffnet hätte, nach Schwefel, nach verbranntem Papier, nach Schießpulver. Ein bisschen macht all das Angst, vor allem aber entfaltet es einen seltsamen Sog, eine Neugierde.

Was diesen Abend auf der Plaza Jaume I. im Zentrum von Dénia an der Costa Blanca geschieht, ist eine Aneinanderreihung von Explosionen , die als Konzert angekündigt wurde, als Masclèta, wie hier das Feuerwerk genannt wird. Das Konzert endet unter dem Applaus von ein paar tausend Zuschauern, die sich anschließend auf die Bars der Altstadt und die Restaurants der Hafenpromenade verteilen.

Solche Masclètas gehören untrennbar zu den Feuerfesten (Fallas). Sie sind Bestandteil des Programms der Festwoche vom 15. bis zum 19. März, die es so nur im Großraum Valencia gibt.

Zurückgehen soll all das auf eine Angewohnheit der regionalen Zimmerleute, zum Ende des Winters Kerzengestelle aus ihren Werkstätten in den Straßen zu verbrennen. Es dauerte nicht lange, bis Nachbarn die Gestelle mit Stoffresten dekorierten und man sich einigte, all das künftig zeitgleich in der Nacht vom 19. auf den 20. März anzuzünden.

Längst sind aus den Scheiterhaufen von einst haushohe und bis ins Detail in monatelanger Arbeit ausstaffierte Großskulpturen aus Pappmaché, aus Holz, Kork, Draht und Styropor geworden - die größten bis zu zehn Tonnen schwer. Immer sind diese Figuren, ähnlich wie jene auf deutschen Karnevalswagen, überzeichnet und ironisch. Mal geht es um das Tief der spanischen Fußball-Nationalmannschaft, dann um die Skandale der Königsfamilie oder ganz lokal um das übergroße Ego eines Dorfbürgermeisters.

"Eine solche Figur zu entwerfen ist keine Arbeit, es ist eine Lebenseinstellung", philosophiert Rafael Cheli aus Dénia . Künstler wie er oder Pere Baena aus Gandia leben fast ausschließlich davon, Falla-Figuren zu bauen. Sie werden von lokalen Vereinigungen beauftragt und bezahlt.

Wie man Mitglied werden kann? Joan Pons vom größten Falla-Verein in Pego grinst und streckt die Hand aus: "Schlag ein und Du gehörst dazu." So einfach ist das auf dem Land. Auf den Dörfern entlang der nördlichen Costa Blanca und im Hinterland sind die Fallas, anders als im Kommerz-Rummel Valencias, noch lokale Stadtfeste geblieben. Die konkurrierenden Vereinigungen der einzelnen Viertel treten gegeneinander an und stellen ihre Skulpturen gemeinsam mit den Anwohnern auf den Hauptplätzen auf - begleitet von abendlichen Mascletás. Und am Ende sind es die Großskulpturen, die mit Feuerwerkskörpern gespickt, mit Zündschnüren umwickelt, mit Benzin übergossen, schließlich vor zahllosen Zeugen in die Luft gejagt werden.

Wie sich das anfühlt, all die Arbeit in Flammen aufgehen zu sehen, all die Mühe und all das Geld? "Es ist ein großes Glücksgefühl, die Freude am Feuer. Die Flammen sind die Belohnung", sagt Joan Pons: "Von Traurigkeit ist keine Spur. Und sowieso schmieden wir noch in der Nacht die ersten Pläne für nächstes Jahr."

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Auf einen Blick:Die Fallas finden vom 15. bis 19. März statt. Verbrannt werden die Figuren am Abend des 19. und in der Nacht auf dem 20. März. Anreise: Flüge gibt es von vielen deutschen Städten nach Alicante (z.B. mit Air Berlin und Norwegian) oder nach Valencia (mit Lufthansa oder Germanwings ). Weitere Informationen beim Spanischen Fremdenverkehrsamt auf www.spain.info .

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