Nur 140 Kilogramm wiegt der getunteste Rasenmäher der Welt, der "Mean Mower" von Honda. Dank des 110 PS starken V2-Motors aus dem Sportmotorrad Honda VTR 1000 Firestorm kommt es zu gewaltigen Beschleunigungskräften. Sie zwingen den Fahrer auf dem engen Sitzplatz in der Körperhaltung eines verschreckten Frosches. Dennoch ist für den frischgebackenen Rennrasenmäher-Piloten Fahrspaß garantiert. Als großgewachsener Mensch ruht mein Popometer mehr auf als im nur 50 Zentimeter schmalen Rennsitz. Die Knie muss ich so stark anwinkeln, dass sie mir in Kurven teilweise die Sicht auf die angepeilte Fahrtrichtung verdecken. Meine Sprunggelenke gehen auf Anschlag, damit ich wenigstens eine Chance habe, die Pedalerie zu bedienen: links die Kupplung, rechts außen das Gas und rechts innen die Bremse.

Dann die ersten Pannen beim Versuch, das rasante Gefährt in Gang zu bringen. Mein stark angewinkelter linker Fuß kann das Kupplungspedal nur verkrampft loslassen. Deshalb dauert es einige Versuche lang, bis der Mean Mower laut brummelnd und spotzend losstottert, anstatt wieder von seinem ungelenk wirkenden Piloten abgewürgt zu werden.

Das Rennlenkrad halte ich dabei verkrampft in den Händen, denn ich rechne mit brutaler Urgewalt, sobald ich das Gaspedal weiter drücke. Und tatsächlich: Hammerartig beschleunigt der Rasentraktor schon bei sachtem Gasgeben. Hochgeschalten wird per Knopfdruck links, aber über den dritten von sechs Gängen werde ich auf der Dynamikfläche der Honda-Akademie Erlensee nicht hinauskommen.

Geschätzte 70 km/h fühlen sich in reptilhafter Körperhaltung auf dem zierlichen Mean Mower an wie mindestens 130 km/h. Deshalb verstehe ich jetzt, warum sich die Honda-Crew bei den Rekordfahrten im spanischen Tarragona mit 187,6 km/h zufriedengab und nicht die rechnerisch möglichen 210 km/h ausreizte. Außerdem war der alte Rekord damit bereits um 45 km/h überboten.

Ich wage jetzt verhaltene Fahrversuche auf einer Rasenfläche neben dem Asphalt. Das hat seine ganz eigenen, holprigen Tücken, wie mir mein Rücken auf dem praktisch ungefederten Rasenmäher signalisiert. Die Geräuschkulisse hat's in sich. Inzwischen ist der Rasenmäher-Krawall wenigstens auf 98 dB begrenzt, das Limit für die meisten Rennstrecken. Ursprünglich grölte das Honda-Geschoss seine Zündfolgen mit sagenhaften 130 dB hinaus - etwa so laut wie ein startender Düsenjäger. Jetzt sorgt ein länglicher Auspufftopf dafür, dass der Lärm leiser und deutlich hinter den Ohren des Piloten seine Umwelt beschallt.

Auf der Asphalt-Piste schleudern die freistehenden Räder des Mean Mower wie in einem Formel-Rennwagen ständig Steinchen hoch. Nur mit geschlossenem Visier lässt sich dies auf Dauer ertragen. Für Kurven ist der Rennmäher nicht gebaut. Die Längsbeschleunigung ist eindeutig sein Stammrevier. Die wird auf relativ bescheidene 4,0 Sekunden von null auf hundert geschätzt, da die von einem Quad stammenden Zehn-Zoll-Reifchen offenbar die Kraft nicht ganz so gut übertragen können, wie Renn- oder Sportwagen mit ähnlichem Leistungsgewicht.

Aber was soll's, schließlich kann der Mean Mower auch tatsächlich Rasenmähen. Zwei Elektromotoren lassen in einem speziell angefertigten Fiberglas-Mähwerk ein Stahlseil mit 4000 U/min rotieren und so die Grashalme zerschnippeln, und das mit bis zu 24 km/h. Das ist exakt doppelt so schnell wie bei der technischen Basis des Rekord-Mähers, des für 6099 Euro käufliche Honda HF2620, eines handelsüblichen Aufsitz-Rasenmähers mit 19 PS.

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Auf einen BlickHonda Mean Mower: unverkäufliches Einzelstück, Hubraum 996 ccm, 110 PS/81 kW, Drehmoment 96 Nm, Leergewicht 140 Kilogramm, Tankinhalt 15 Liter, Spitze 187,6 km/h.