Zocken als Zuschauersport

Berlin · Viele Spielefans halten den Controller nicht mehr selbst in der Hand, sondern schauen anderen in Livestreams oder Videos beim Zocken über die Schulter. Wer seine Abenteuer ins Netz stellen will, braucht keine teure Technik.

Sie heißen Gronkh, Pewdiepie, Towelliee oder Trump. Sie basteln Häuser in "Minecraft", gruseln sich in "Five Nights at Freddy's" oder ziehen mit den Monstern aus "League of Legends" in den Kampf. Und Millionen fiebern dabei mit: Livestreams auf Plattformen wie Twitch und sogenannte Let's-Play-Videos bei Youtube und Co haben Videospiele in einen Zuschauersport verwandelt.

Was macht die Spielevideos so erfolgreich? "Erstmal ist das einfach eine neue Berichterstattung über Viedeospiele", sagt Dennis Brammen. Er ist einer der Betreiber von Pietsmiet, einem der erfolgreichsten deutschen Spiele-Kanäle auf Youtube. Gemeinsam mit vier Freunden spielt Brammen dort mehr oder weniger alles - vom Klassiker bis zur Neuerscheinung. Im Mittelpunkt stehen bei Pietsmiet und vielen ähnlichen Kanälen weniger die Spiele an sich, eher die lustigen Kommentare dazu. Zudem können Zuschauer die Geschichte eines Spiels entspannt miterleben. Das bietet sich vor allem bei Videospielen mit komplexer Handlung an, wie besipielsweise "The Last of Us".

Die Zuschauer von Let's-Play-Videos können sich aber auch von den Profis Strategien abgucken oder bei Sportspielen wie "League of Legends" oder "Hearthstone" mitfiebern. Wer sich selbst an Videos oder Streams versuchen will, braucht heute keine teure Hard- und Software mehr. "Das ist zum Glück viel leichter geworden", sagt Florian Holzbauer vom Chip-Magazin. Der Rechner brauche aber viel Speicherplatz.

Holzbauer rät angehenden Let's-Play-Stars, in ein gutes Mikrofon zu investieren. Eine gute Webcam ist nicht ganz so wichtig - schließlich ist das Gesicht des Spielers ohnehin nur klein in einer Ecke zu sehen. Streamer brauchen zudem schnelles Internet. Zusätzlich benötigen Nutzer dann nur noch passende Software . Sowohl zum Aufzeichnen als auch zum Streamen von Spielen gibt es mit Open Broadcaster eine Gratis-Lösung. Wichtiger als die Technik ist aber, was man damit präsentiert. Der Markt für Streams und Videos sei inzwischen relativ groß, sagt Pietsmiet-Macher Dennis Brammen. "Damit ein Kanal richtig durch die Decke geht, braucht man schon neue Ideen." Neulingen rät er: Ruhig etwas ausprobieren - ohne Angst vor Fehlschlägen und Blamagen.

Vor allem darf sich das Publikum nicht langweilen. "Gute Videos sind Videos , die einfach Spaß machen und lustig sind", sagt Brammen. Auch rechtliche Spielregeln müssen beim Erstellen eines eigenen Let's-Play-Videos beachtet werden.

Denn eigentlich sei es gar nicht erlaubt, Videos von Spielen ins Netz zu stellen, erklärt David Pachali vom Urheberrechtsportal "iRights.info". In der Praxis werde das aber häufig ignoriert: "Es gibt Hersteller, die das tolerieren, weil sie es als Werbung ansehen." Vor dem Hochladen oder dem Livestream sollte man aber unbedingt bei den Entwicklern nachfragen, rät der Experte.

Genauere Infos zu den Spielregeln der Hersteller gibt es etwa auf ihren Webseiten, bei Wikis wie wholetsplay.com oder im deutschsprachigen "Letsplayforum". wholetsplay.com

letsplayforum.de

pietsmiet.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort