Im modernen Menschen steckt noch viel vom Neandertaler

Leipzig. Paläontologen des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben aus den Knochen eines vor etwa 45 000 Jahren in Westsibirien gestorbenen Mannes das komplette Erbgut dieses Vorfahren des modernen Menschen rekonstruiert.

Die am Ufer des Flusses Irtysch gefundenen Oberschenkelknochen enthielten auch nach 450 Jahrhunderten in der Erde noch genügend Zellen für eine solche Analyse. Das Genom gehöre zu den ältesten, die bisher außerhalb des Mittleren Ostens und Afrikas bekannt seien, so das Max-Planck-Institut. Die Leipziger Forscher hoffen, in diesen Gen-Daten nähere Informationen über unsere verwandtschaftlichen Beziehungen zum Neandertaler finden zu können.

Der Urahn des Homo sapiens lebte zu einer Zeit, als sich die Entwicklungslinien der Vorfahren der heutigen Europäer und Asiaten gerade getrennt hatten. Wie bei allen außerhalb von Afrika lebenden Menschen habe auch das Erbgut des Mannes aus Westsibirien zwei Prozent Anteil an Neandertaler-DNS enthalten, so das Max-Planck-Institut. Allerdings seien die Neandertaler-Fragmente dieses Genoms deutlich länger als bei heute lebenden Menschen gewesen, weil die Vermischung der beiden Gruppen noch nicht so lange zurückgelegen habe. Die Neandertaler-Vorfahren des Irtysch-Mannes lebten zwischen 7000 und 13 000 Jahre vor seiner Geburt, so die Forschergruppe um Professor Svante Pääbo. Kurz danach habe der moderne Mensch begonnen, Afrika und den Mittleren Osten zu besiedeln, so Janet Kelso, die am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie die Genomanalysen leitet.

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