Die allwissende Dose

Saarbrücken · Wie Captain Kirk vom Raumschiff Enterprise sollen auch bald Amazon-Kunden mit einem intelligenten Computer reden können. Dafür müssen sie sich eine schwarze Dose in die Wohnung stellen, die immer mithört.

Sieben Mikrofone, eine ununterbrochene Verbindung zum Internet und ein lernfähiger Computer im Hintergrund - alles verpackt in einem 24 Zentimeter großen Zylinder mit der Aufschrift "Amazon ". Der größte Online-Versandhändler der Welt hat seine neueste Entwicklung im Bereich der sprachgesteuerten Assistenzsysteme vor wenigen Tagen mit einem vierminütigen Videoclip im Internet vorgestellt. Amazon Echo heißt das Gerät und soll vorerst nur in Amerika ab 100 US-Dollar (80 Euro) und auf Einladung erhältlich sein. Laut Amazon stellt Echo eine Mischung aus Lautsprecher-Box für Musik und intelligentem Sprachassistent dar. Ähnlich wie Apples Siri auf iPhones und iPads soll Echo Fragen und Spracheingaben verstehen und mithilfe des Internets beantworten können.

Damit Echo auch jede Frage hört, haben die Entwickler sieben Mikrofone in den schwarzen Zylinder eingebaut. Sie sollen jeden Sprachbefehl auch aus weiter Entfernung aufnehmen können. Aktiviert wird das Gerät mit einem Codewort: Alexa, dem Namen der digitalen Assistentin. Um dieses Codewort nicht zu verpassen, hören die Mikrofone dauerhaft mit. "Echo ist immer eingeschaltet", macht Amazon klar. Außerdem erklärt der Konzern, dass die Dose Audio-Aufzeichnungen an die Server schickt, die wenige Sekunden, bevor der Nutzer das Wort "Alexa" ausgesprochen hat, aufgenommen wurden. Die Mikrofone sind also nicht nur immer eingeschaltet, sondern zeichnen auch auf.

Ob der schwarze Zylinder arbeitet, erkennen Nutzer nur an einem Ring auf der Oberseite des Geräts. Er leuchtet blau auf, wenn ein Nutzer eine Frage stellt und Echo Verbindung mit den Servern von Amazon aufnimmt, um die Antwort zu suchen. Die Mikrofone können per Knopfdruck ausgeschaltet werden. Dann leuchtet der Ring rot und das Gerät sendet keine Daten. "Echos Gehirn ist in der Datenwolke", sagt Amazon . Der Assistent arbeitet laut den Entwicklern wie folgt: Stellt der Nutzer eine Frage wie "Wann lebte der US-Präsident Abraham Lincoln ?", verarbeitet der Lautsprecher die Spracheingabe nicht direkt im eigenen Computersystem, sondern schickt sie über eine kabellose Datenverbindung an die Server von Amazon . Dort wird der Sprachbefehl analysiert und eine passende Antwort im Internet, beispielsweise auf Wikipedia , gesucht. Die wird zurück an das Gerät geschickt und dort von der Computerstimme ausgespuckt. "Je mehr Sie Echo verwenden, desto mehr passt es sich Ihrer Ausdrucksweise und Ihren persönlichen Vorlieben an", erklären die Entwickler . Was Nutzer Echo fragen oder beauftragen zu tun, speichert Amazon auf seinen Servern. Außerdem tausche der Assistent möglicherweise Daten wie abgespielte Musiktitel, gehörte Radiosender oder die Postleitzahl mit Drittanbietern aus, so der Online-Versandhändler.

Insgesamt ist der bisher vorgestellte Funktionsumfang von Echo begrenzt. Nutzer sollen Fragen stellen können und Auskünfte über das aktuelle Wetter und die Nachrichtenlage erhalten. Daneben soll der "schlaue Lautsprecher " über eine Weck- und Erinnerungsfunktion verfügen sowie Musikdateien über die Funktechnik Bluetooth abspielen können. Ab wann der schwarze Zylinder auf den Markt kommt und ob ein Verkauf in Deutschland geplant ist, hat Amazon nicht verraten.

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