Das Ende der Sprachbarrieren

Saarbrücken · Was lange Zeit nur in Science-Fiction-Büchern existierte, soll nun Realität werden. Das Chatprogramm Skype soll Ende 2014 in der Lage sein, Gespräche in Echtzeit zu übersetzen. An der deutschen Grammatik scheitert eine erste Version aber noch.

 Der Skype Translator zeigt das Gespräch auch im Untertitel an. Die Übersetzung vom Englischen ins Deutsche funktioniert aber noch nicht fehlerfrei. Bildschirmfoto: SZ

Der Skype Translator zeigt das Gespräch auch im Untertitel an. Die Übersetzung vom Englischen ins Deutsche funktioniert aber noch nicht fehlerfrei. Bildschirmfoto: SZ

Im Buch "Per Anhalter durch die Galaxis" von Douglas Adams setzen sich Menschen einen Babelfisch ins Ohr, um mit Lebewesen, die eine andere Sprache sprechen, reden zu können. Das kleine Tierchen übersetzt jede Sprache in die des jeweiligen Trägers. Die gleiche Funktion hat Microsoft nun seinem Videodienst Skype spendiert. Das Programm kann mithilfe einer Computer-Stimme in einer frühen Entwicklerversion simultan Unterhaltungen vom Englischen ins Deutsche und umgekehrt übersetzen.

Präsentiert hat die neue Technik Skype-Vizepräsident Gurdeep Pall auf Microsofts Konferenz Codes. "Wir haben heute über 300 Millionen Skype-Nutzer pro Monat und mehr als zwei Milliarden Minuten an Gesprächen pro Tag", erklärte Pall. Skype habe einen wesentlichen Teil dazu beitragen, Video-Kommunikation rund um den Globus zu ermöglichen. Lediglich die verschiedenen Sprachen seien das letzte Hindernis gewesen, das überwunden werden müsse, sagte Pall. Skype Translator, so der Name des Projekts, mache genau das.

Welche Technik genau hinter Skype Translator steckt, verriet Pall nicht. Die Entwicklung habe mehrere Jahrzehnte in Anspruch genommen und viele Entwickler-Teams bei Skype und Microsoft beschäftigt. Microsoft-Chef Satya Nadella erklärte zumindest, dass die Software hinter Skype Translator lernfähig sei und besser werde, je mehr Sprachen sie beherrsche. "Das Programm verhält sich fast wie ein Gehirn. Es bringt sich Dinge selbst bei", erklärte Nadella.

Bereits 2012 stellten die Skype-Entwickler übersetzte Video-Unterhaltungen mithilfe von Untertiteln vor. Die Technik schaffte es nie in ein fertiges Skype-Programm. Microsoft kündigte kürzlich an, an einer Spracherkennungssoftware zu arbeiten, die ähnlich funktioniert wie Apples Siri. Das Programm soll nicht nur Befehle verstehen, sondern in der Lage sein, gewöhnlichen Unterhaltungen zu folgen und dadurch auch die Interessen des Nutzers zu erkennen. Nach Microsofts Vorstellung soll das Programm irgendwann in der Lage sein, selbstständig zu entscheiden, ob etwa aktuelle Nachrichtenmeldungen für den Nutzer interessant sein könnten. Der intelligente Sprachassistent wird derzeit unter dem Projektnamen "Cortana" entwickelt. Auch Microsofts Konkurrent Google arbeitet schon seit Jahren an einem Übersetzer-Programm. Der Google-Übersetzer beherrscht mehr als 70 Sprachen und kann als App auf alle gängigen Mobil-Geräte geladen werden.

Fehlerfrei sind die Programme bisher alle nicht. Das zeigte auch die Demonstration von Skype Translator, bei der sich Gurdeep Pall mit einer deutschen Kollegin unterhielt. Einfache Satzstrukturen meistert das Programm im Bruchteil von Sekunden. Was über Hauptsätze im Deutschen hinausgeht, stellt aber noch ein Problem dar. Es handele sich eben noch um eine sehr frühe Version, die noch mit Fehlern behaftet sei, sagte Pall.

Ende des Jahres soll es Win-dows-8-Nutzern möglich sein, den Skype Translator testen zu können. Dann wollen Microsoft und Skype auch die datenschutzrechtlichen Aspekte geklärt haben. Bisher schweigen sich beide darüber aus, was mit den privaten Gesprächsdaten, die für die Übersetzung zumindest auf den Servern der Unternehmen analysiert und verarbeitet werden müssen, genau geschieht. Aktuell speichert Skype alle Gesprächsdaten zwischen 30 und 90 Tagen lang ab.

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