Wenn der Nachbar zu laut ist

Berlin · Viele Mieter kennen das Problem: Morgens hört man die Toilettenspülung des Nachbarn und am Abend die Pistolenschüsse aus dem TV-Krimi, der nebenan läuft. Doch baulich Schallschutz in Mietwohnungen zu installieren, ist kaum möglich. Es gibt trotzdem Hilfe.

Die Wasserspülung des Nachbarn, laute Musik aus dem Zimmer des Sohnes oder der Fernseher nebenan - Geräusche wie diese werden von jedem unterschiedlich wahrgenommen. "Was den einen kaum stört, ist für den anderen nervig oder gar unerträglich", sagt Jürgen Friedrichs, Berater beim Bauherren-Schutzbund in Berlin . Oft reicht es daher nicht aus, dass die baulichen Normen für Schallschutz erfüllt sind. Und gerade in Mietswohnungen können die Bewohner nicht ausreichend nachrüsten. Aber es gibt ein paar Tipps.

Möbel als Schallbarriere

Geräusche sind Schwingungen von Luft-Molekülen, die sich in festen Körpern wie Wänden oder Rohren fortsetzen. So lässt beispielsweise laute Musik die Wände vibrieren. Dieser sogenannte Körperschall geht an der Oberfläche der Wand in Luftschall über, der sich dann weiter ausbreitet. Die Ohren nehmen nicht den Körperschall, wohl aber den Luftschall wahr. Will man Lärm reduzieren, kann man also entweder versuchen, den Körperschall zu verringern, oder man begrenzt die Ausbreitung des Luftschalls. Die Weiterleitung des Körperschalls in Wänden lässt sich nur sehr begrenzt reduzieren. Große Möbelstücke wie ein Kleiderschrank können vor einer Wand mit großer Schallintensität eine Barriere bilden. Nur: "Wenn der Schrank aus Stabilitätsgründen an der Wand verschraubt wird, ist die ganze Wirkung hin", sagt Silke Schön, Raumausstatterin aus Berlin . Einfacher ist es, gegen Luftschall vorzugehen.

"Große, glatte Flächen reflektieren den Schall", erklärt Schön. In hohen Altbauräumen mit gespachtelten Wänden und Parkett- oder Fliesenfußböden wirke Kindergeschrei dreimal lauter. "Dreidimensionale Flächen hingegen brechen den Schall, lenken ihn ab und verteilen ihn im Raum." Das schafft man in der Wohnung mit Möbeln: Schrankwände werden von Regalen unterbrochen, kleinteilige Möbel oder Raumteiler stehen den Geräuschen im Weg. "Hochflorige Teppiche und großzügige Gardinen aus Velours schlucken viel Schall", ergänzt die Raumausstatter-Meisterin. Plissees, Stoffe mit eingearbeiteten Falten, seien gut. "Je mehr Falten sie werfen, umso besser der Schallschutz."

An Wänden, aber auch Türen sind Wandbespannungen gut. Diese muss nicht zwingend von Ecke zu Ecke führen, sondern kann beispielsweise auch anstelle eines Bildes aufgehängt werden. Auf einen Rahmen gespannt, kann das textile Wandbild zur Reinigung abgenommen werden.

Selbst die Kombination einer wohl überlegten Einrichtung und textilen Raumausstattung verringert jedoch nur zum Teil die störenden Geräusche. Daher sollten Wohnungsinteressenten schon bei der Besichtigung auf einiges achten: "Einen umfassenden Eindruck bekommt man nur, wenn man die Wohnung mehrfach und zu unterschiedlichen Zeitpunkten besichtigt", erklärt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund in Berlin . Erst wenn die Nachbarn anwesend sind, kann man beurteilen, wie sehr man an ihrem Leben teilhaben muss. Außerdem rät er: "Bedienen Sie mal die Toilettenspülung oder den Wasserhahn in der Küche und horchen Sie vom Nachbarraum aus."

Vor dem Einzug testen

Wer vor dem Einzug die lautesten Räume ausmacht, kann nicht nur gezielter einrichten, sondern eventuell auch mit dem Eigentümer besprechen, ob und welche baulichen Veränderungen er vornehmen kann. "Der Vermieter schuldet grundsätzlich den Schallschutz, der zum Zeitpunkt der Errichtung des Gebäudes beispielsweise durch eine DIN-Norm vorgegeben wurde", erklärt Ropertz. "Nachträgliche Verbesserungen im Schallschutz muss er nicht durchführen."

Mieter, die selbst Hand anlegen und etwa eine Decke abhängen oder eine Wand zusätzlich verkleiden möchten, brauchen dafür die Erlaubnis des Eigentümers.