Behörden-Leiter „Anti-Maaßen“ Haldenwang soll bald Verfassungsschutz führen

Berlin · In Geheimdienstkreisen gilt Thomas Haldenwang als so etwas wie ein Anti-Maaßen. Eingeweihte haben bisher keine Spur von Geltungsdrang bei ihm entdeckt. Und auch kein Bedürfnis, sich politisch und womöglich auch noch öffentlich zu äußern.

 Thomas Haldenwang soll neuer Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz werden.

Thomas Haldenwang soll neuer Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz werden.

Foto: dpa/Bundesamt für Verfassungsschutz

Nun wird Innenminister Horst Seehofer (CSU) dem Kabinett Haldenwang als Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) vorschlagen, wie das Ministerium gestern mitteilte. Schon jetzt leitet er die Behörde übergangsweise, nachdem sein Vorgänger Hans-Georg Maaßen vergangene Woche in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde.

Experten kennen den gebürtigen Wuppertaler Haldenwang als ruhigen Beamten. Auch bei Vorgesetzten hat sich er den Ruf erworben, sich vor allem um Fach­themen zu kümmern. Das war bei Haldenwangs Vorgänger Maaßen ganz anders. Schon lange war dessen Selbstbewusstsein und ein für Geheimdienstverhältnisse überbordender Öffentlichkeitsdrang vielen Verantwortlichen in der Nachrichtendienst-Szene ein Dorn im Auge.

Seehofer versetzte Maaßen in den einstweiligen Ruhestand, nachdem er ihn lange gegen scharfe Kritik in Schutz genommen hatte. Der Innenminister begründete den Schritt mit dem Inhalt eines öffentlich bekannt gewordenen Manuskripts einer Abschiedsrede Maaßens. Nach diesem Entwurf hatte Maaßen am 18. Oktober vor internationalem Geheimdienst-Publikum in Warschau von teilweise „linksradikalen Kräften in der SPD“ gesprochen, die nach den ausländerfeindlichen Ereignissen von Chemnitz einen Bruch der großen Koalition provozieren wollten. Sich selbst bezeichnete er als Kritiker einer „naiven und linken Ausländer- und Sicherheitspolitik“. Seehofer sprach von inakzeptablen Formulierungen Maaßens, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sei nicht mehr möglich.

Mit Haldenwang dürfte Seehofer oder dessen Nachfolger so etwas nicht passieren. Manchen in der Geheimdienstwelt gilt der 58-jährige Jurist als ausgesprochen trocken. Er kann auf eine langjährige Karriere im Innenministerium zurückblicken – der Aufsichtsbehörde des Bundesamts für Verfassungsschutz. Direkt nach dem Zweiten juristischen Staatsexamen heuerte er 1991 im Bundesinnenministerium an, war dort als Referent zuständig für das Dienstrecht und arbeitete als Personalreferent. 2000 wechselte er ins Bundesverwaltungsamt, kümmerte sich um Fachaufgaben verschiedener Bundesministerien. 2006 kehrte er ins Innenministerium zurück und wurde Leiter des Referats „Laufbahnrecht“. Seit 2009 arbeitet Haldenwang beim Bundes-Verfassungsschutz, seit 2013 als Vizepräsident.

Der Neue an der Spitze des Dienstes könne unbelastet Maaßens Nachfolge übernehmen, glauben sie nun in der Bundesregierung. Haldenwang gilt als ruhender Pol, als niemand, der seine Ellenbogen einsetzt, sondern konstruktiv an die Lösung von Problemen herangeht.

Seine Vorgesetzten dürften von Haldenwang vor allem erwarten, dass er nach dem Maaßen-Wirbel der vergangenen Monate wieder Ruhe in die teils verunsicherte Verfassungsschutz-Mannschaft bringt. Einen Maulkorb wolle man ihm dabei für öffentliche Auftritte nicht umhängen, wird versichert. Das dürfte auch kaum nötig sein: Intern ist Haldenwang als Mann bekannt, der seine Worte vorsichtig wählt. Vor allem in der Öffentlichkeit.

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