Qualitätskontrolle Wie Krankenhäuser im Saarland beim Klinik-Tüv abschneiden

Saarbrücken/Berlin · 73 Häuser in Deutschland liefern „unzureichende Qualität“ ab, sagen Berliner Gesundheitsexperten. Betroffen ist auch eine Abteilung in Saarbrücken.

 Ein gynäkologischer Eingriff im Evangelischen Stadtkrankenhaus in Saarbrücken wird in einem aktuellen Qualitätsreport beanstandet.

Ein gynäkologischer Eingriff im Evangelischen Stadtkrankenhaus in Saarbrücken wird in einem aktuellen Qualitätsreport beanstandet.

Foto: BECKER&BREDEL/bub

Am Ende entscheidet immer die Qualität. Das ist auch bei der Wahl einer Klinik so – gerade dort ist das so. Wenn eine Einrichtungen dann das Urteil „unzureichende Qualität“ verpasst bekommt, ist das eine Horror-Diagnose.

Gestern hörten diese harte Botschaft 73 Krankenhäuser in Deutschland. Transportiert wurde sie in der Überschrift eines „Spiegel online“-Artikels. Attestiert hat ihnen den Mangel jedoch nicht das Hamburger Nachrichtenmagazin, sondern der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), also das oberste Beschlussgremium der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen, und das IQTIG. Hinter diesem halsbrecherischen Kürzel steckt das Berliner Institut für Qualitätssicherung und Transparenz.

G-BA und IQTIG haben sich die Qualität von insgesamt 1085 erfassten Einrichtungen in der Bundesrepublik angeschaut. Im Fokus standen einzelne Abteilungen und Bereiche der Kliniken: Geburtshilfe, Gynäkologie und Eingriffe bei Brustkrebs. Jeweils elf sogenannte Qualitätsindikatoren wurden in diesen drei Rubriken durchleuchtet. Und dabei haben sie eben Mängel festgestellt. Um es deutlich zu sagen: Nicht die Kliniken liefern also im Ganzen „unzureichende Qualität“ ab, sondern einzelne Bereiche – und auch da steckt die Wahrheit im Detail.

Ein Beispiel? Auch das Evangelische Stadtkrankenhaus Saarbrücken, geführt von der Stiftung Kreuznacher Diakonie, taucht in der G-BA-Studie unter „unzureichende Qualität“ auf. Hier gibt es einen Eintrag bei gynäkologischen Operationen. Das schreckte gestern auch die Klinik auf. Eigentlich hat das Saarbrücker Haus überhaupt keine Gynäkologie. Dennoch werden zwei Operationen in der Statistik aufgeführt. Korrekterweise. Denn bei zwei Patientinnen wurden „Bauchspiegelungen wegen des Verdachts einer Blinddarmentzündung durchgeführt. Hierbei wurden Eierstockzysten entdeckt und entfernt“, sagte Angelika Christ, eine Sprecherin der Stiftung Kreuznacher Diakonie, unserer Zeitung. Dieser Eingriff erfolgte demnach in der chirurgischen Abteilung des evangelischen Krankenhauses.

Bei einer dieser beiden Operationen gab es – laut Statistik – Auffälligkeiten: Anders als üblich wurde „keine feingewebliche Probe zur weiteren histologischen Untersuchung an den Pathologen übermittelt. Die Gründe sind bislang nicht bekannt“, sagt Christ. Der Fall werde auch intern eingehend untersucht.

So etwas kam, so die G-BA-Statistiker, auch in vielen anderen Häusern in Deutschland vor. Immer wenn das passiert war, setzte ein Standardprozedere ein. Unter anderem wurden die Fälle durch stichprobenartige Einsicht in die Patientenakten geprüft, oder die Kliniken konnten Stellungnahmen zu den kritischen Punkten abgeben. Diese wurden dann wiederum von einem externen Expertengremium geprüft und bewertet, erklärten gestern das G-BA und auch der „Spiegel“ das Verfahren.

Insgesamt wurden 15 Krankenhaus-Standorte im Saarland vom IQTIG und G-BA gecheckt. Abgesehen von dem Evangelischen Stadtkrankenhaus in Saarbrücken wurde keiner Einrichtung „unzureichende Qualität“ in einem der getesteten Teilbereiche bescheinigt. Damit liegt das Saarland im bundesweiten Schnitt.

Den „Klinik-Tüv“ hat die große Koalition 2014 ins Leben gerufen. Damals wurde dem Gesetz kaum Beachtung geschenkt. Ziel ist es seitdem, die Krankenhausplanung und -finanzierung stärker an der wirklichen Behandlungsqualität auszurichten – und diese dadurch zu verbessern. Dafür haben der Gemeinsame Bundesausschuss und das Berliner Qualitätssicherungsinstitut bislang über 2,5 Millionen Datensätze angeschaut. Gestern war ihr erster Aufschlag. Weitere werden folgen.

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