Protest gegen das Aus von Fessenheim

Paris · Gewerkschafter haben gestern gegen die Schließung des Atomkraftwerkes Fessenheim gestreikt. Die Abschaltung könnte durch die französischen Präsidentschaftswahlen nächstes Jahr ohnehin gestoppt werden.

Vordergründig ging es um 400 Millionen Euro, als gestern der Betriebsrat des Atomkraftwerkes Fessenheim zusammenkam. Die Belegschaftsvertreter sollten über den Entschädigungsdeal informiert werden, den der Betreiber EDF im August mit dem Umweltministerium ausgehandelt hatte - für den Fall der Abschaltung. Doch es war mehr als die bloße Summe, die die EDF-Beschäftigten in den Streik trieb. Sie lehnen die Schließung von Fessenheim generell ab - "ein "wirtschaftlicher und klimapolitischer Wahnwitz", wie die Gewerkschaft CFE Energies erklärte. Von den benachbarten deutschen Bundesländern wird die Abschaltung des ältesten französischen AKW, das nur rund 25 Kilometer von Freiburg entfernt liegt, immer wieder gefordert, auch in Briefen an den französischen Präsidenten François Hollande .

Der Sozialist hatte im Wahlkampf versprochen, den Meiler aus dem Jahr 1977 stillzulegen, der in einem erdbebengefährdeten Gebiet errichtet wurde. Ende 2016 solle das geschehen, also noch vor dem Ende seiner Amtszeit im nächsten Jahr. Doch seine frühere Lebensgefährtin, Umweltministerin Ségolène Royal , zierte sich lange, in Sachen Fessenheim konkret zu werden. In ihrem Energiewendegesetz deckelte sie die Atomstromproduktion bei 63,2 Gigawatt und knüpfte so das Aus für die Anlage am Oberrhein an die Inbetriebnahme des Druckwasserreaktors EPR in Flamanville am Ärmelkanal. Die Pannen-Baustelle droht allerdings frühestens Ende 2018 fertig zu werden.

Immerhin soll die Schließung von Fessenheim noch unter Hollandes Präsidentschaft eingeleitet werden - was die Gewerkschaft ablehnt: "Nichts rechtfertigt die vorgezogene Schließung eines Atomkraftwerks mit dem Risiko, Kohle-Strom aus Deutschland importieren zu müssen." Atomkraftgegner sehen die Sache allerdings anders. Für sie ist das Aus "notwendig und unvermeidbar", und zwar nicht nur aus Sicherheitsgründen. "Die Stromversorgung aus erneuerbaren Energien wird billiger als der Atomstrom", sagte Atomphysiker Bernard Laponche in einem Radio-Interview.

Die Atompolitik kommt 2017 ohnehin auf den Prüfstand, wenn ein neuer Präsident gewählt wird. Im Falle einer Niederlage des unbeliebten Hollande droht auch das Fessenheim-Aus zu scheitern - denn seine aussichtsreichsten Gegner haben schon den Weiterbetrieb angekündigt.

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