Merkel-Besuch in Peking China und Deutschland wollen enger zusammenarbeiten

Peking · Ganz reibungslos verläuft der elfte Besuch der Kanzlerin im Reich der Mitte nicht. Trotzdem sind die beiden Handelspartner aufeinander angewiesen.

 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird vom chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang mit militärischen Ehren begrüßt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird vom chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang mit militärischen Ehren begrüßt.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Trotz unveränderter Differenzen beim Marktzugang für deutsche Unternehmen wollen Deutschland und China ihre Zusammenarbeit vertiefen. Bei einem Treffen mit Staats- und Parteichef Xi Jinping betonte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gestern in Peking, dass für sie eine weitere Öffnung des chinesischen Marktes und gleiche Behandlung von Unternehmen in beiden Ländern bei der Entwicklung der Beziehungen „eine große Rolle spielen“ werden.

Xi Jinping lobte, die Beziehungen hätten eine „nie da gewesene Breite und Tiefe erreicht“. Die Aussichten seien vielversprechend. Mit Blick auf die am 9. Juli in Berlin anstehenden deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen sagte Merkel, es gebe eine intensive Phase der Arbeit zwischen beiden Ländern. „Bei aller Breite der umfassenden strategischen Partnerschaft ist es so, dass sich die Welt sehr schnell ändert“, sagte Merkel. Dies betreffe die Technologien und wirtschaftlichen Aktivitäten. „Deshalb dürfen wir uns nicht ausruhen auf dem, was wir erreicht haben.“ Vielmehr müssten die neuen Entwicklungen einbezogen werden.

Ob die Kanzlerin in ihren Gesprächen mit Xi und Chinas Regierungschef Li Keqiang über den Fall der seit acht Jahren unter Hausarrest stehenden Witwe des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo gesprochen hat, blieb offen. Chinas Premier reagierte nur ausweichend auf eine Journalistenfrage nach einer Ausreise von Liu Xia. Die 59-Jährige ist zunehmend depressiv und möchte nach Deutschland ausreisen. Ihr Mann, der Bürgerrechtler Liu Xiaobo, war vor einem Jahr in Haft an den Folgen von Leberkrebs gestorben.

Die Krisen um Nordkorea (siehe oben stehender Text) und den Iran überschatteten den ersten China-Besuch der Kanzlerin seit der Regierungsbildung in Berlin – ihre elfte Reise nach Peking insgesamt. Sehr kritisch äußerte sich Li Keqiang über den Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran, das selbst von den Vereinten Nationen abgesegnet worden sei. „Das hat sehr, sehr negative Folgen für die Lösung anderer Konflikte.“ Merkel bekräftigte, dass Deutschland wie der Mitunterzeichner China weiterhin dem Abkommen verpflichtet seien. Es sei nicht perfekt, die Alternativen dazu seien aber noch unsicherer. Deswegen sei es besser, zu dem Atomabkommen zu stehen.

Beide Regierungschefs bekannten sich angesichts der Abschottung der USA unter Präsident Donald Trump zu globalem Freihandel und internationalen Lösungen für Krisen. Merkel wünschte sich Fortschritte bei den Verhandlungen über ein Investitionsschutzabkommen der EU mit China. Dies könne eine Grundlage für ein späteres Freihandelsabkommen sein. Chinas Premier sagte deutschen Unternehmen auf einer Sitzung des gemeinsamen Wirtschaftsausschusses eine schrittweise Marktöffnung auch für Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister zu.

Merkel pochte in der Runde auf einen gegenseitigen Marktzugang unter gleichen Bedingungen. „Man braucht Kooperationsnetzwerke mit ähnlichen Standards.“ Dies gelte bei der Entwicklung des autonomen Fahrens, beim Ausbau des Mobilfunknetzes wie auch bei der Regulierung des Industrie 4.0. Es müsse auch über Chinas Cybersicherheitsgesetz gesprochen werden. Deutsche Unternehmen fürchten um die Sicherheit ihrer Daten, wenn sie in China gespeichert werden, was jetzt nach dem Gesetz verlangt wird.

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