Trump sagt Nordkorea-Gipfel ab Der Kater nach dem Siegesrausch

Washington · US-Präsident Trump will Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un nun doch nicht mehr treffen. Der Grund ist ein Geflecht von Fehlern auf beiden Seiten.

 Eigentlich wollten sich Donald Trump und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un am 12. Juni in Singapur treffen. Doch daraus wird nun nichts. Der US-Präsident begründete seine gestrige Absage mit feindseliger Rhetorik Pjöngjangs.

Eigentlich wollten sich Donald Trump und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un am 12. Juni in Singapur treffen. Doch daraus wird nun nichts. Der US-Präsident begründete seine gestrige Absage mit feindseliger Rhetorik Pjöngjangs.

Foto: dpa/Evan Vucci

Die Gedenkmünzen waren schon geprägt, die Hotelzimmer gebucht und der Flugplan für die Air Force One nach Singapur schon ausgearbeitet. Da ließ Donald Trump gestern die politische Bombe platzen: Nach zunehmend aggressiver Rhetorik aus Pjöngjang sagte er das für 12. Juni in dem asiatischen Stadtstaat geplante Gipfeltreffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ab. Nun ist die Welt zurück an dem Punkt, an dem sich zwei als unberechenbar eingestufte Politiker gegenseitig mit Atomwaffen bedrohen. Die Chance auf den seit dem Korea-Krieg 1953 noch immer ersehnten Frieden auf der koreanischen Halbinsel scheint erst einmal vertan.

Die Entscheidung Trumps hatte sich abgezeichnet. Nach außen hin prophezeite der US-Präsident Nordkorea Tag für Tag eine prosperierende Zukunft, Reichtum und Wohlstand, sollte sich Kim auf einen Deal mit den Amerikanern und die US-Forderungen nach einer atomaren Abrüstung einlassen. Je mehr Kim von seinen ursprünglich gemachten Zusagen abrückte, desto freundlicher wurde Trump. Als wollte er den Despoten quasi an den Verhandlungstisch loben. Kritiker in den USA warfen Trump bereits eine gewisse Siegestrunkenheit vor, getragen von rechtskonservativer Medienberichterstattung. Diese stellte nicht mehr die Frage, ob Trump den Nobelpreis verdiene, sondern was mit dem Preis passiere, wenn Trump ihn nicht bekomme.

Doch die Vorbereitung des Gipfeltreffens Mitte Juni war mangelhaft, überhastet. War das Ziel einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel noch recht klar formuliert, so blieben die Zusagen an Nordkorea vage: „Reich und glücklich“, werde Kim Jong Un, versprach Trump. Der Kater nach dem voreilig genossenen Siegesrausch kam langsam.

Hinter den Kulissen war schon vor Tagen die Unsicherheit gewachsen. Was Trump öffentlich nur andeutete, schien sich zum großen Problem auszuwachsen: China vertrat seine geopolitischen und wirtschaftspolitischen Interessen in der Asia-Pazifik-Region auch über die Nordkorea-Politik. Kim sei nach seinem zweiten Besuch in Peking verändert zurückgekommen, analysierte Trump mal eben unter den laufenden Rotorblättern seines Regierungshubschraubers.

Dass die Absage des Gipfels keine 24 Stunden nach einem eilig anberaumten Treffen zwischen US-Außenminister Mike Pompeo und seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi kommt, dürfte kein Zufall sein. China und die USA fechten eine Vielzahl von Sträußen aus, vom Handel bis zur Vormachtstellung im südchinesischen Meer. Nordkorea ist da nur eines von vielen Problemen.

„Es zeigt, dass sie vermutlich nicht da sind, wo sie sein wollen“, deutete ein europäischer Diplomat in Washington das Treffen Wang-Pompeo. Wang sei schon sauer gewesen, dass er keine Pressekonferenz mit Pompeo bekommen habe, wurde gemunkelt. Dass Nordkorea gestern wie versprochen vor den Augen internationaler Journalisten sein Atomtestgelände sprengte, konnte da auch nicht mehr helfen, die vorhandenen Gräben zu überbrücken.

 ARCHIV - HANDOUT - 09.04.2018, Nordkorea, Pjöngjang: Die von der Regierung Nordkoreas zur Verfügung gestellte, nicht verifizierte Aufnahme zeigt Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un während eines Treffens des Politbüros des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Koreas. ACHTUNG: Unabhängige Journalisten erhielten keinen Zugang, um über das von der nordkoreanischen Regierung verteilte Ereignis zu berichten. Das Bild kann nicht unabhängig verifiziert werden. Das koreanische Wasserzeichen auf dem Bild lautet: «KCNA», die Abkürzung für Korean Central News Agency.  (zu dpa-Meldung: «Agentur: Nordkorea verkündet Aussetzung seiner Atom- und Raketentests» vom 21.04.2018) Foto: Uncredited/KCNA via KNS/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - HANDOUT - 09.04.2018, Nordkorea, Pjöngjang: Die von der Regierung Nordkoreas zur Verfügung gestellte, nicht verifizierte Aufnahme zeigt Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un während eines Treffens des Politbüros des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Koreas. ACHTUNG: Unabhängige Journalisten erhielten keinen Zugang, um über das von der nordkoreanischen Regierung verteilte Ereignis zu berichten. Das Bild kann nicht unabhängig verifiziert werden. Das koreanische Wasserzeichen auf dem Bild lautet: «KCNA», die Abkürzung für Korean Central News Agency. (zu dpa-Meldung: «Agentur: Nordkorea verkündet Aussetzung seiner Atom- und Raketentests» vom 21.04.2018) Foto: Uncredited/KCNA via KNS/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Uncredited

Die gegenseitige Rhetorik half sicher auch nicht viel weiter: Dass der außenpolitische Hardliner John Bolton und auch der erzkonservative Vizepräsident Mike Pence Libyen öffentlich als Modell für Nordkorea ins Spiel brachten, dürfte Kim Jong Un schwer geärgert haben. Im Gegenzug drohte er mit dem Szenario eines nuklearen Showdown, falls die Sprüche nicht aufhören. Das wiederum brachte Trump auf die Palme. In seinem Brief, adressiert an „seine Exzellenz“ Kim Jong Jun persönlich, sprach Trump von „enormem Ärger und offener Feindseligkeit“ aufseiten Nordkoreas. Und ließ sein Gegenüber wissen, dass die USA Atomwaffen hätten, die so groß und so mächtig seien, dass er selbst zu Gott bete, sie nie anwenden zu müssen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort