Bericht rügt Rituale und Schikane bei Bundeswehr

Berlin. Der Druck auf Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wird von allen Seiten stärker: Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus (FDP, Foto: dpa), prangert bei der Bundeswehr erhebliche Mängel im Verhalten von Führungskräften an

Berlin. Der Druck auf Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wird von allen Seiten stärker: Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus (FDP, Foto: dpa), prangert bei der Bundeswehr erhebliche Mängel im Verhalten von Führungskräften an. In seinem gestern veröffentlichten Jahresbericht 2010 kritisiert Königshaus, dass es vor allem jungen Mannschaftsdienstgraden und unerfahrenen Vorgesetzten bisweilen an Wissen und Gespür dafür fehle, "wann die Grenzen zum Dienstvergehen beziehungsweise zur Straftat überschritten werden". Die jüngsten Bundeswehr-Affären fänden in seinem Bericht keine Erwähnung, weil es erst jetzt Erkenntnisse über geöffnete Feldpost oder mögliche Missstände an Bord des Segelschiffes "Gorch Fock" gegeben habe, sagte Königshaus.

Fast 5000 Eingaben listet Königshaus' erster Jahresbericht auf: Beleidigungen und Alkoholismus in der Truppe, Führungsschwäche und Mängel bei der Gefechtsausbildung, Probleme beim Sanitätsdienst und Unmut beim fliegenden Personal. Auch "rüde Umgangsformen" und "herabmindernde Äußerungen" kritisiert Königshaus im Jahresbericht. Als Beispiel für beleidigende Äußerungen, die mit anderen Pflichtverletzungen einhergingen, nennt Königshaus den Fall Mittenwald. Bei den bayerischen Gebirgsjägern hatten sich Soldaten beschwert, dass sie dort bis zum Erbrechen Alkohol trinken und rohe Schweineleber essen mussten.

Schwerpunkte des Jahresberichts des Wehrbeauftragten sind die Vereinbarkeit von Familie und Dienst, Auslandseinsätze und die Lage im Sanitätsdienst. Er habe "mit Freude" festgestellt, dass es deutliche Verbesserungen bei der Ausrüstung gegeben habe, sagte Königshaus. Dennoch bestünden dort weiterhin Probleme.

Königshaus forderte, bei der anstehenden Bundeswehrreform Maßnahmen zu ergreifen, die zur Verbesserung der Disziplin in der Truppe beitragen. Unter anderem müsse dafür gesorgt werden, dass die Disziplinarvorgesetzten hinreichend auf ihre Aufgabe vorbereitet seien. , Meinung dpa/afp/dapd

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