„Unerträglich“ Altkanzler geht in Özil-Streit auf Heiko Maas los

Berlin · Ex-Regierungschef Gerhard Schröder hat die Kritik des Bundesaußenministers an Ex-Nationalspieler Mesut Özil nach dessen Rücktritt als „unterträglich“ gerügt.

Außenminister Heiko Maas erntet Kritik von Ex-Kanzler Gerhard Schröder (beide SPD).

Außenminister Heiko Maas erntet Kritik von Ex-Kanzler Gerhard Schröder (beide SPD).

Foto: dpa/Soeren Stache

Die Affäre um Mesut Özil sorgt auch auf der politischen Bühne zunehmend für Streit. Altkanzler und Ex-SPD-Chef Gerhard Schröder übte scharfe Kritik an seinem Parteifreund, Außenminister Heiko Maas. Der hatte nach dem Rücktritt des Fußball-Nationalspielers gesagt, er glaube nicht, „dass der Fall eines in England lebenden und arbeitenden Multimillionärs Auskunft gibt über die Integrationsfähigkeit in Deutschland“.

Es sei „schlicht und einfach unerträglich“, dass sich ein Außenminister in der Debatte über einen deutschen Fußballspieler mit türkischen Wurzeln so einlasse, sagte Schröder der „Süddeutschen Zeitung“. Maas‘ „dumpfe Kommentare“ zu Özil hätten auch mit sozialdemokratischen Vorstellungen von Integration „absolut nichts zu tun“.

Schröder kritisierte, Maas mache Özil nicht nur indirekt zum Vorwurf, dass er viel Geld verdiene und seinen Lebensmittelpunkt derzeit nicht in Deutschland habe. Der Außenminister zweifle in gewisser Weise auch an, „dass Özil hier so richtig dazugehört“. Mit seinen Aussagen spiele Maas denen in die Hände, die Özil wegen der türkischen Herkunft seiner Familie ablehnten. Maas hatte in der Rassismusdebatte um Özil allerdings auch zum Kampf gegen Fremdenhass aufgerufen.

Grünen-Chef Robert Habeck wiederum wies Innen- und Sportminister Horst Seehofer (CSU) eine Mitverantwortung für die Entfremdung vieler Deutsch-Türken zu – und indirekt auch für Özils Abtritt aus der Nationalmannschaft. „Wenn der Sportminister sagt, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört, dann ist das klar als Ausladung an alle muslimischen Spieler zu verstehen“, sagte Habeck der Rheinischen Post mit Blick auf eine entsprechende Aussage von Seehofer im März. Er hatte der Bild-Zeitung gesagt: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland.“ Die hierzulande lebenden Muslime gehörten aber „selbstverständlich“ dazu. Daraufhin war eine kontroverse Debatte entbrannt, in deren Verlauf sich auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) klar von Seehofers Aussage distanziert hatte.

CSU-Generalsekretär Markus Blume konterte, Habeck vertiefe mit seinen Aussagen die gesellschaftliche Spaltung, die er selbst beklage. „In seinem blinden Kampagneneifer gegen die CSU ist ihm keine Schuldzuweisung zu billig und niveaulos.“

ARCHIV - Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) spricht am 22.09.2015 in Berlin bei der Vorstellung seiner neuen Biografie.   (zu dpa "Schröder, «Münte», Dohnanyi: Die Stunde der Zaungäste" vom 28.09.2017) Foto: Michael Kappeler/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

ARCHIV - Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) spricht am 22.09.2015 in Berlin bei der Vorstellung seiner neuen Biografie. (zu dpa "Schröder, «Münte», Dohnanyi: Die Stunde der Zaungäste" vom 28.09.2017) Foto: Michael Kappeler/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Foto: dpa/Michael Kappeler

Der Fußball-Weltmeister Özil hatte in seiner öffentlichen Rücktrittserklärung am Sonntag Rassismus-Erfahrungen in Deutschland angeprangert und unter anderem kritisiert, Funktionäre des Deutschen Fußball-Bundes hätten seine türkischen Wurzeln nicht respektiert. Der 29-Jährige war vor allem wegen seiner Fotos mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan im Vorfeld der Fußball-WM heftig kritisiert worden.

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