Anlaufpunkt für Amis und Deutsche

Kaiserslautern · Über 50 000 US-Bürger leben in Kaiserslautern und Umgebung. Was das Leben in der größten US-Militärgemeinde außerhalb der Staaten bietet und fordert, erfahren sie im Deutsch-Amerikanischen Bürgerbüro. Auch Beschwerden landen hier.

 Das Schild des Deutsch-Amerikanischen Bürgerbüros und das Maskottchen, ein Fisch in Form eines Flugzeugs, stehen vor dem Rathaus in Kaiserslautern. Fotos: Oliver Dietze/dpa

Das Schild des Deutsch-Amerikanischen Bürgerbüros und das Maskottchen, ein Fisch in Form eines Flugzeugs, stehen vor dem Rathaus in Kaiserslautern. Fotos: Oliver Dietze/dpa

Die Eiscreme in Kaiserslautern hat es Latonya Williams angetan. Die US-Soldatin, die seit kurzem auf dem US-Militärflugplatz Ramstein lebt, will aber noch mehr von der Gegend kennenlernen. "Ich bin viel auf der Air Base, aber ich will das ändern und rausgehen", sagt die 23-Jährige. Im Deutsch-Amerikanischen Bürgerbüro (Gaco) in Kaiserslautern erfährt sie, was es noch zu erleben gibt. Und nicht nur das. Hier können Neuankömmlinge und Alteingesessene sich auch über viele andere Aspekte des täglichen Lebens informieren, von Adoptionen über Visafragen bis zur Parkerlaubnis. Oder sich beschweren. "Das Büro ist für alle Arten von Anfragen da", sagt Leiter Roberto da Costa.

Nach da Costas Angaben ist die Einrichtung die einzige dieser Art weltweit. Dass sie in Kaiserslautern entstand, hat mit der großen Zahl an Amerikanern in Stadt und Umgebung zu tun. Etwa 52 000 US-Bürger - Soldaten und Angehörige - leben hier, es ist die größte US-Militärgemeinde außerhalb der USA. Eineinhalb Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurde das von US-Army, US-Air-Force und der Stadt getragene Büro gegründet. "Die Idee dahinter war, für Deutsche und Amerikaner eine Art Anlaufstelle für alle kulturübergreifenden Probleme anzubieten", erklärt da Costa. Beide sollen einen kontinuierlichen Ansprechpartner für Fragen zum Alltag haben - und können beim Büro auch Beschwerden loswerden. "Im Zusammenleben entstehen immer wieder Probleme und Fragen. Und für all das ist dieses Büro geschaffen worden", erklärt da Costa weiter.

Worin bestehen die Probleme? Der größte Teil der US-Soldaten lebt außerhalb der militärischen Einrichtungen - als Mieter oder Nachbarn von Deutschen. Da kann es schon mal Reibungen geben. "Das fängt damit an, dass der amerikanische Nachbar einen Hund hat, der nachts zu laut bellt", sagt da Costa. Viele Anfragen drehten sich um Hunde, sagt seine Mitarbeiterin Barbara Coe. Zum Beispiel, wenn ein Amerikaner seinen Vierbeiner im Käfig halte. Das sei in den USA erlaubt, in Deutschland nicht. Das Büro-Team kann dann versuchen, Verständnis zu wecken und zu vermitteln. Auch Beschwerden über Rasenmähen zur Unzeit können für Coe und ihre vier Kollegen zum Thema werden.

Die Amerikaner gelten aber nicht per se als Störenfriede, sie werden in der Region sehr geschätzt. Das Miteinander sei "eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte", sagt Kaiserslauterns Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD ). Wichtiger Baustein sei dabei das Bürgerbüro. Es zählte seit dem Start etwa 33 000 Anfragen. Aber auch als Kunden und Mieter haben die Amerikaner Gewicht. 144 Millionen Euro flössen jährlich allein an Miete in die Region, sagt Sandra Archer von der Pressestelle der Air Base.

Um größere Probleme früh erkennen zu können, rief da Costa 2015 regelmäßige Besprechungen mit Vertreten von Army und Air Force sowie Stadt und Kreis Kaiserslautern ins Leben. "Da geht es um alle Probleme, die entstehen, wenn diese verschiedenen Kulturen zusammenleben", sagt der 41-jährige. In einem Fall ging es um wiederholten abendlichen Lärm von Amerikanern. Erkenntnis sei gewesen, dass man die Militärangehörigen besser über die Regeln informieren müsse, sagt da Costa, der die Arbeit des Büros auch als Beitrag zur Integration ansieht. Er leitet auch ein Verbindungsbüro auf der Air Base, das als zentrale Anlaufstelle für die Verbandsgemeindebürgermeister der Region dient.

Und worauf kommt es den jungen Amerikanern nach der Ankunft an? "Ich wollte zuallererst mein Telefon anschließen lassen, damit ich zu Hause anrufen kann", sagt Airman Latonya Williams. Auch der Internetanschluss war der Frau aus New Jersey wichtig. Sie hat sich zudem bei einer Kollegin von Coe erkundigt, wie man den internationalen Führerschein bekommt, denn sie will eine Spanienreise machen.

Auch in Visafragen müssen Coe und Kollegen oft beraten. Viele berufstätige Eltern mit kleinen Kindern wollten, dass einer ihrer Elternteile für eine gewisse Zeit nach Deutschland komme, um zu helfen. Dafür bräuchten sie Visa, sagt die 35-Jährige. Beratung gibt es auch in Sachen Mülltrennung, einer in den USA noch nicht überall verbreiteten Maßnahme. Immer dienstags kommen außerdem US-Soldaten vorbei, die neu in der Stadt sind und diese kennenlernen sollen. Sie hören im Büro etwas über deutsche Vorschriften wie das Rechtsfahrgebot. Oft helfe man auch bei Sprachbarrieren, zum Beispiel, wenn Amerikaner Probleme mit deutschen Rechnungen hätten, sagt da Costa. Oder wenn ein Bußgeldbescheid wegen zu schnellen Fahrens komme, ergänzt Coe. Sie ist wie ihr Chef Dolmetscher und Übersetzer.

Behörden und Verbände sind mit dem Büro zufrieden. "Wir arbeiten sehr gut zusammen", sagt die Sprecherin des Landkreises Kaiserslautern , Georgia Matt-Haen. "Sollte im Alltag was nicht klappen, so kann man sich an das Gaco wenden." Der Gastronom und Vize-Chef des Dehoga Rheinland-Pfalz, Alf Schulz, wertet die Arbeit des Büros als sehr gut für die Region. "Ich habe nur schon gehört, dass die Öffnungszeiten zu knapp sind", sagt der Vorsitzende des örtlichen Einzelhandelsverbandes, Matthias Pallmann-Heger.

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