Glitzer, Fransen und Absinth

London · Glitzer im Haar, Fransen am Kleid und Männer im Dreiteiler: Die „Goldenen Zwanziger“ sind nicht erst seit der Neuverfilmung des Romans „Der große Gatsby“ angesagt. Nostalgische Partys liegen voll im Trend.

 Alter Look, neue Mode: Die 20er-Jahre sind wieder in. Sie sind Teil einer Nostalgiewelle, die aktuell vom Film „Der große Gatsby“ (Szene unten mit Carey Mulligan) inspiriert wird. Fotos: dpa

Alter Look, neue Mode: Die 20er-Jahre sind wieder in. Sie sind Teil einer Nostalgiewelle, die aktuell vom Film „Der große Gatsby“ (Szene unten mit Carey Mulligan) inspiriert wird. Fotos: dpa

In einem düsteren Keller des Londoner Vergnügungsviertels West End, sorgfältig verborgen vor den Augen der Streifenpolizei, trinken kecke Flapper-Girls Absinth in Teetassen. Allerdings nicht in den Goldenen 20ern sondern heute. So genannte Prohibition-Partys mit opulenter Verkleidung und DJs am Grammophon locken jeden Monat zahlreiche Fans an. Macher und Gäste imitieren damit die geheimen Feiern in den USA zu Zeiten des Alkoholverbots der 1920er Jahre. Die Partys sind Teil einer Nostalgiewelle, die neben New York und London auch in Berlin und anderen deutschen Städten Einzug gehalten hat.

Tickets für die Londoner Partys sind schwer zu bekommen. Und als Folge des Kinofilms "Der große Gatsby" von Baz Luhrmann mit Leonardo DiCaprio in der Rolle des zwielichtigen Millionärs Jay Gatsby, der wöchentlich exzessive Partys schmeißt, dürfte die Zahl der Gäste in den kommenden Wochen noch weiter steigen.

"In den letzten zwei Jahren hatten wir deutlich mehr Besucher bei den Partys", sagt Anne Kapranos von den "Prohibition Partys" in Londons Bloomsbury Ballrooms. "Die 20er rücken wieder mehr in das Bewusstsein der Menschen. Die Leute haben Spaß daran, zu dieser glanzvollen Zeit zurückzukehren und die momentan eher deprimierende Gegenwart für eine Weile hinter sich zu lassen."

Der Film wird auch die Mode beeinflussen. Für die illustren Gäste von Gatsbys Partys im Film entwarf die italienische Stil-Ikone Miuccia Prada die Kleider mit. Nicht nur Edelmarken schicken Models als Flapper-Girls mit lose flatternden Kleidern auf den Laufsteg. Der Flapper-Stil - geprägt durch unkonventionelle, rauchende Mädchen der 20er - setzt auf tief angesetzt Röcke, verziert mit Fransen und Strass. "Gerade die Accessoires wie Ketten, Handschuhe oder Pelze aus dieser Zeit haben sich in der letzten Saison sehr gut verkauft", heißt es vom Deutschen Modeinstitut. "Auch die Kollektionen für Winter 2014/15 zeigen eindeutig, dass viele Designer wie Lanvin oder Gucci wieder den Blick nach hinten gerichtet haben." Für die weiblichen Fashion-Fans bedeutet das eine Rückkehr zu knielangen, weiten Kleidern, auffallendem Schmuck, mittellangen Absätzen und Pelz. Die Männer dürfen sich als Dandy zeigen - gerne im Anzug samt Weste mit seidenem Einstecktuch und Golfer-Mütze.

Der 20er-Trend ist nicht neu, aber "Gatsby" dürfte ihn anheizen. Was fasziniert so an dem Zeitalter? David Nixon, Direktor des Northern Ballet in London und Regisseur einer "Gatsby"-Inszenierung, sagt: "Ich glaube, dass diese Ära eine Art Glamour hatte, der uns heute fehlt. Selbst die Filmstars heute haben nicht mehr den Zauber von einst. Das ist es, was diese Zeit so faszinierend macht."

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