Die Ermittler stehen vor einem Rätsel

Hannover. Nach dem Busunglück auf der A2 nahe Hannover, bei dem mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen sind, stehen die Ermittler vor einem Rätsel. Bisher ist noch unklar, wie das Feuer in dem Reisebus entstanden ist und warum es sich so rasend schnell ausbreitete. In dem Reisebus saßen überwiegend Senioren, die von einer Kaffeefahrt ins Münsterland nach Hannover zurückkehrten

Hannover. Nach dem Busunglück auf der A2 nahe Hannover, bei dem mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen sind, stehen die Ermittler vor einem Rätsel. Bisher ist noch unklar, wie das Feuer in dem Reisebus entstanden ist und warum es sich so rasend schnell ausbreitete. In dem Reisebus saßen überwiegend Senioren, die von einer Kaffeefahrt ins Münsterland nach Hannover zurückkehrten.Die Identifizierung der Toten wird mehrere Tage dauern, weil die Leichen bis zur Unkenntlichkeit verbrannt sind. Die Ermittlung der Namen ist auch deswegen schwierig, weil sich zu dem Ausflug mehr Menschen angemeldet hatten als mitfuhren. Eine Passagierliste existiert nicht. Für vier der 13 Überlebenden sieht es offenbar schlecht aus: Die Kombination aus den Verbrennungen, den eingeatmeten Rauchgasen und dem hohen Alter der Verletzten sei lebensbedrohlich, sagte Professor Hans-Oliver Rennekampff von der Medizinischen Hochschule Hannover. Dort werden sieben Schwerstverletzte behandelt, fünf weitere Opfer liegen in anderen Krankenhäusern. Nur der 51 Jahre alte Fahrer des Busses konnte die Klinik bereits verlassen.Das Feuer breitete sich nach Angaben des Polizeipräsidenten "blitzartig" im Bus aus. Der genaue Hergang ist aber noch unklar. Vermutet wird unter anderem, dass ein Fahrgast in der Toilette rauchte und die Zigarette nicht sorgfältig löschte. Ein Polizeisprecher wollte dies nicht kommentieren. Der zuständige Brandmeister Bernd Keitel dagegen hält eine Zigarette als Brandursache "fast für ausgeschlossen". Begründung: Der Bus habe kurz vor dem Unglück noch für eine Zigarettenpause angehalten und sei erst eineinhalb Kilometer gefahren. Augenzeugen hatten von Rauchentwicklung in der WC-Kabine berichtet. Als die Toilettentür geöffnet wurde, schoss eine Stichflamme ins Fahrzeuginnere. Das Feuer habe den Hochdeckerbus unter Umständen auch deshalb so schnell komplett erfasst, weil sich die Flammen wie durch einen Kamin nach oben ausbreiteten.In einwandfreiem ZustandDer Busfahrer habe nach den Rufen der Passagiere sofort reagiert, sein Fahrzeug an den Rand gesteuert und die Türen geöffnet, sagte der Anwalt der Inhaber des hannoverschen Busunternehmens. Der Fahrer habe bis zuletzt versucht, Menschen ins Freie zu bringen. Nach Angaben des Junior-Chefs Oliver Prehn war der Unglücksbus in einem "einwandfreien Zustand". Prehn: "Der Bus war viereinhalb Jahre alt und wird regelmäßig gewartet." Ausflugsziel im Münsterland war der Prickings-Hof. Dessen Geschäftsführer Thomas Döpper sagte, bei der Reisegruppe habe es sich um Stammgäste gehandelt, die das Ausflugsziel zum Teil schon zehn Mal und mehr besucht hätten. "Wir sind tief betroffen", sagte Döpper.Experten der Prüforganisation Dekra forderten unterdessen die Einrichtung von Feuermeldern in allen Reisebussen, um die Sicherheit der Fahrgäste zu erhöhen. dpa/afp

HintergrundBei saarländischen Reise-Unternehmen sind die Erfahrungen, was das Rauchen von Passagieren auf der Toilette angeht, unterschiedlich. Thomas Götten (44), Geschäftsführer von Anton Götten Reisen, sagt: "Wir fahren schon seit Jahren Nichtraucher-Busse. Dass jemals auf der Toilette geraucht wurde, habe ich nie gehört." Alle zwei Stunden gebe es eine Pause, die Gelegenheit zum Rauchen biete. Andere Erfahrungen hat man nach Auskunft von Silke Becker (31) von Horst Becker Touristik bei dem Unternehmen aus Spiesen-Elversberg gemacht. Zwar wird auch hier auf Reisen alle zwei Stunden pausiert, doch sei ihr schon zu Ohren gekommen, dass Gäste dennoch auf der Toilette geraucht hätten. shiAuf einen BlickUm bei einem Busunglück möglichst schnell aus dem Fahrzeug zu kommen, sollte man sich vor Fahrtantritt über Fluchtwege informieren, sagt Arnulf Thiemel vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg. Reisende sollten zudem in Erfahrung bringen, wie Türen per Hand zu öffnen sind, wenn bei einem Notfall der Öffnungsmechanismus blockiert. Auch sollte man erfragen, wo der Feuerlöscher ist, welche Notausstiege es gibt und wo die Nothämmer sind, um die Scheiben einschlagen zu können. dpa

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