Konferenz Wie das Saarland die Gastronomie stärken will

Saarbrücken · Immer mehr Betriebe kümmern sich darum, Arbeitsbedingungen zu verbessern. Im November sucht eine Fachtagung nach neuen Ideen.

 Die Saar-Gastronomie findet immer schwerer Mitarbeiter. Eine Fachtagung soll jetzt dabei helfen, die Branche attraktiver zu gestalten.

Die Saar-Gastronomie findet immer schwerer Mitarbeiter. Eine Fachtagung soll jetzt dabei helfen, die Branche attraktiver zu gestalten.

Foto: picture-alliance/ dpa/Roland Weihrauch

(ts) Da wird selbst ein Branchenprofi wie Mark Baumeister stutzig. Der Chef der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) an der Saar liebt Wanderungen in der Region. Für seine jüngsten Touren mit Hund im Urlaub im Nordsaarland hat er sich extra einen neuen Wanderführer gekauft, der auch Tipps für die Einkehr in Gaststätten enthält. Doch Baumeister stand zu seiner eigenen Verwunderung mehrmals vor verschlossenen Türen, obwohl im Wanderführer ausdrücklich „geöffnet“ stand. Eine Folge des sich immer weiter ausbreitenden Personalmangels in der Branche, der zu längeren Schließzeiten führt und zunehmend auch den Tourismus negativ beeinflusst, sagt Baumeister unserer Zeitung.

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD), die immer wieder für den Wander- und Radtourismus als besondere Vorzüge unserer Region wirbt, zeigt sich zunehmend besorgt über die Personalnöte in der Hotellerie- und Gastronomie, die maßgeblich auch mit unregelmäßigen Arbeitszeiten sowie einer unter vielen Jugendlichen im Vergleich zu anderen Branchen unattraktiven Bezahlung zusammenhängen. Dennoch sind Rehlinger, Gewerkschafter Baumeister, viele Repräsentanten im Branchenverband Dehoga, selbst Lehrer an Berufsschulen, übereinstimmend davon überzeugt, dass es auch in Zeiten des Fachkräftemangels möglich ist, mehr Menschen für eine Tätigkeit im Gastgewerbe zu gewinnen.

Deshalb soll eine Fachtagung am Donnerstag, 8. November, alle Beteiligten an einen Tisch und neue Ideen an den Start bringen. Nach Ansicht der Ministerin muss in den Betrieben vor allem ein möglichst attraktives Arbeitsumfeld gegeben sein, das gute Löhne einschließt, möglichst viele unbefristete sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze und flexible Arbeitszeitmodelle inklusive klarer Schichtpläne, die jedem Beschäftigten eine verlässliche Planung von Arbeit und Freizeit ermöglichen. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss trotz aller Zwänge auch für das Gastgewerbe gelten“, betont Rehlinger.

Gewerkschafter Baumeister beobachtet, dass schon viele Akteure versuchen, die Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten. So habe man sich gerade in der Tarifrunde auf eine Erhöhung um drei Prozent zum Januar 2019 in allen Lohngruppen geeinigt außer in der Untersten, die auf Mindestlohnniveau verbleibe. Eine weitere Erhöhung zum Januar 2020 bringe im Schnitt sieben Prozent mehr Lohn. „Da haben wir richtig Gas gegeben“, sagt Baumeister. Er will jetzt mit dem Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) nach Möglichkeiten suchen, Auszubildende besser zu Betrieben und wieder nach Hause zu bringen, denn in vielen Regionen sei der Öffentliche Personennahverkehr unzureichend. Notwendig seien zudem verlässliche Schichtpläne, die eine Woche vorher angekündigt werden. So könne jeder Arbeit und Freizeit planen. Zudem müssten die Arbeitszeiten auch eingehalten werden. Junge Menschen seien ideal in der Gastronomie aufgehoben, „wenn sie für diesen Beruf brennen. Das ist die wichtigste Ausgangsvoraussetzung. Ich muss den Dienst am Kunden leisten wollen. Und die Löhne entwickeln sich ja auch.“ Alleine von 2016 bis 2020 hätten sich die Einstiegsgehälter für Fachkräfte um 27 Prozent erhöht.

Michael Buchna, Saar-Dehoga-Vize und Geschäftsführender Gesellschafter des Landhotels Zur Saarschleife in Orscholz, leitet das seit 90 Jahren bestehende Familienunternehmen in der dritten Generation. Er setzt auf eine regelmäßige Weiterbildung aller Auszubildenden und Mitarbeiter. Jeden Monat gibt es Angebote: vom Gesundheitsmanagement in Zusammenarbeit mit Krankenkassen über bessere Möglichkeiten zur Gestaltung des Arbeitsplatzes bis hin zu Seminaren über neueste Trends und Lagervoraussetzungen für Wein. Eine solche Art der Ansprache binde Beschäftigte mehr an das Unternehmen und erhöhe zugleich die Chancen, neue Mitarbeiter zu finden. Denn eine solche Art der Ausbildung und Betreuung der Beschäftigten spreche sich auch herum.

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