Ausbildung Wenn Auszubildende keinen Platz bekommen

Saarbrücken · Junge Menschen können die Zeit auch nutzen, um mit freiwilligem Engagement Lebenserfahrung zu sammeln.

 Der frühere Handball-Star Joachim Deckarm und sein Betreuer Marcel Richter. Solche Betreuungsaufgaben können Jugendliche im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs absolvieren.

Der frühere Handball-Star Joachim Deckarm und sein Betreuer Marcel Richter. Solche Betreuungsaufgaben können Jugendliche im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs absolvieren.

Foto: BeckerBredel

Wenn sich der Sommer dem Ende entgegen neigt, beginnt für die neuen Auszubildenden in der Regel die Lehre. Doch was ist mit den Schul-Absolventen, die in den Bewerbungsverfahren keine Stelle bekommen haben? Für Michael Meter, Teamleiter Ausbildung der Industrie- und Handelskammer Saar (IHK), ist die Antwort klar. „Immer weiter bewerben. Vielleicht einen Alternativ-Beruf auswählen“, sagt er und verweist darauf, dass ein Einstieg in die Ausbildung jederzeit möglich ist. „Es ist nicht mehr wie früher, als im August oder September alle Stellen besetzt waren“, sagt Meter und ergänzt: „Es ist eigentlich immer etwas zu finden.“

Wird es dann doch eng, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Zeit zu überbrücken. Beispielsweise die schulische Ausbildung an einer Fachoberschule fortsetzen oder durch ein Praktikum Erfahrungen sammeln. „Gar nichts machen, ist die schlechteste Alternative“, sagt der Vertreter der IHK.

Eine weitere Möglichkeit besteht im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), das auch vielen jungen Leuten als Orientierung dient. Dabei verdienen die Teilnehmer, die zwischen 16 und 27 Jahren alt sein dürfen, etwa 300 Euro im Monat. Die Zahl der Auswahlmöglichkeiten ist hoch. So kann ein Jugendlicher beispielsweise unter der Federführung der Saarländischen Sportjugend ein FSJ absolvieren. Ob Tätigkeiten bei den saarländischen Sportverbänden oder Trainerstellen bei Vereinen – das Angebot sei vielseitig. „In den Vereinen arbeiten die Teilnehmer meist mit Kindern, in den Verbänden eher in der Verwaltung“, erklärt Pia Seel, die bei der Sportjugend die FSJ-ler betreut. Sie plant auch die „für die persönliche Entwicklung wichtigen“ Seminarblöcke.

Aus ihrer Sicht geht es für die Teilnehmer neben der Berufsorientierung auch um weitere Themen. „Das allerwichtigste ist der Kompetenzerwerb. Die jungen Menschen lernen dabei zum Beispiel Durchhaltevermögen, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein“, sagt Seel. Diese Eigenschaften seien beispielsweise für eine besondere Arbeit sehr wichtig: Jedes Jahr sucht die Sportjugend zwei männliche Betreuer für Joachim Deckarm. Der ehemalige Handball-Star ist nach einem Sportunfall schwer behindert. Junge Leute sollen ihn unter anderem zum Training motivieren.

Das FSJ lässt sich aber auch in anderen sozialen Bereichen absolvieren. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo), das Deutsche Rote Kreuz oder die SHG-Kliniken gehören zu den größten Anbietern. Bei der Awo gibt es verschiedene Einsatzstellen: Einrichtungen für Kinder oder Behinderte, Sozialstationen, Schulen oder Krankenhäuser.

Viele Möglichkeiten gibt es auch bei der Bundeswehr. Da die Wehrpflicht seit einigen Jahren ausgesetzt ist, können Jugendliche mit deutscher Staatsangehörigkeit ab 17 Jahren einen freiwilligen Wehrdienst absolvieren. Die Dauer kann zwischen sieben und 23 Monaten betragen. Der Verdienst liegt monatlich bei über 800 Euro. Mit dem freiwilligen Wehrdienst können die Jugendlichen die Bundeswehr kennenlernen und „prüfen, ob sie sich länger binden wollen“, wie es auf der Homepage heißt. Schließlich gibt es bei der Bundeswehr viele verschiedene Berufsarten und Berufswege.

Beim freiwilligen Dienst haben die Jugendlichen die Möglichkeit, Wünsche zur Stationierung und Tätigkeiten zu äußern. Allerdings könne es bei einer Dienstdauer von zwölf Monaten und mehr auch vorkommen, dass der Freiwillige zu einem Auslandseinsatz muss. „Ob sie tatsächlich an einem teilnehmen, hängt jedoch von der Einheit und der Tätigkeit ab, in die sie eingeplant werden“, heißt es auf der Homepage.

Auch das Gegenstück zum Zivildienst nach Aussetzung der Wehrpflicht ist eine Alternative. Der dafür neu geschaffene Bundesfreiwilligendienst hat ähnliche Voraussetzungen wie das FSJ, mit dem wichtigen Unterschied, dass es nach oben keine Altersgrenze gibt. Allerdings haben Teilnehmer über 27 Jahre auch die Möglichkeit, in ihrem Dienst in Teilzeit zu arbeiten. Alles in allem gibt es im Saarland für die Schulabsolventen neben Ausbildung und Studium viele Möglichkeiten, sich auszutoben. Und eine Bescheinigung über einen freiwilligen Dienst kann bei späteren Bewerbungen sicher nicht schaden.

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