Bahn stellt Fernverkehr komplett ein So wirkt sich der Mega-Warnstreik am Montag auf das Saarland aus

Update · Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft sowie Verdi haben am Donnerstag einen koordinierten ganztägigen Warnstreik für Montag angekündigt. Die Auswirkungen werden bundesweit zu spüren sein. Das erwartet die Saarländer.

So wirkt sich der Mega-Warnstreik am Montag auf das Saarland aus​
Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Mit einem großangelegten bundesweiten Warnstreik wollen die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sowie Verdi am kommenden Montag weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmlegen. Betroffen sind der Fern- und Regionalverkehr auf der Schiene, nahezu sämtliche deutsche Flughäfen, Wasserstraßen und Häfen sowie Autobahnen, wie beide Gewerkschaften am Donnerstag in Berlin mitteilten. „Dieser Streiktag wird massive Wirkung haben“, sagte Verdi-Chef Frank Werneke. „Der ganztägige Streik beginnt in der Regel in der Nacht vom 26. auf den 27. März um 00.00 Uhr und endet um 24.00 Uhr“, teilten beide Gewerkschaften weiter mit.

So wird im Saarland gestreikt

Der Megastreik am Montag soll bundesweit für große Furore sorgen und er wird vielen den Weg zu Terminen, zur Arbeit oder in den Urlaub erschweren. Doch wie sieht es vor Ort im Saarland aus. Die SZ hat nachgehört.

So soll der Flughafen in Saarbrücken laut Flughafenchef nicht direkt bestreikt werden. Ob es durch Ausfälle an anderen Flughäfen auch im Saarland zu Problemen kommen kann, ist bislang allerdings noch unklar.

Bei der Bahn sieht es da schon etwas anders aus: Der Fernverkehr wird am Montag in ganz Deutschland bestreikt. Dies betrifft dann auch alle Verbindungen im Saarland. Wie es mit dem Regionalverkehr hierzulande aussieht, ist jedoch bislang noch nicht klar, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Nachfrage bestätigt. Hierzu liefen derweil Abstimmungen, über die die Bahn zeitnah informieren will.

Laut Bezirksgeschäftsführer von Verdi Saar-Trier, Thomas Müller, soll der öffentliche Personennahverkehr im Saarland aber gar nicht bestreikt werden. Zumindest die Busse sollten deshalb regulär fahren.

Auch die Saar-Schleusen würden laut Müller nicht bestreikt werden, ganz im Gegensatz zu denen der Mosel. Somit gäbe es am Montag auch keine Auswirkungen für die Schifffahrt im Saarland.

Bei der Saarbahn hat der Streik jedoch Auswirkungen auf die Kunden. So wird die S1 zwischen 0 und 24 Uhr lediglich zwischen den Haltestellen „Römerkastell“ und „Landsweiler Nord“ verkehren, wie das Verkehrsunternehmen mitteilte. Zwischen diesen Haltestellen sollten die Saarbahnen dann aber weitestgehend nach Plan fahren. Es wird keinen Schienenersatzverkehr geben, da dazu das Personal fehle.

Warnstreik am Montag: Bahn stellt kompletten Fernverkehr ein

Bei der Deutschen Bahn wird am Montag wegen eines großangelegten Warnstreiks der gesamte Fernverkehr bundesweit eingestellt. Auch im Regionalverkehr werde „größtenteils kein Zug fahren“, teilte der Konzern am Donnerstag mit.

Fahrgäste, die für Montag oder Dienstag eine Bahnreise gebucht haben, könnten das Ticket noch bis einschließlich zum 4. April flexibel nutzen, kündigte die Bahn an. Sitzplatzreservierungen könnten kostenlos storniert werden. Der Konzern versprach, so bald wie möglich ausführlicher über die Warnstreik-Auswirkungen zu informieren.

Der angekündigte große Warnstreik wird nach Einschätzung des Flughafenverbands ADV Hunderttausende Passagiere treffen. „Rund 380 000 Geschäfts- und Privatreisende werden ihren Flug nicht antreten können“, teilte der Verband am Donnerstag in Berlin mit. Die ADV sprach von „Streikeskalation nach französischem Vorbild“. Ein ganzes Land werde vom internationalen Luftverkehr abgeschnitten.

„Die Gewerkschaften verabschieden sich von der bewährten Tradition, dass in Deutschland Lösungen am Verhandlungstisch erreicht werden“, kritisierte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Die angekündigten Aktionen sprengten jedes vorstellbare und vertretbare Maß und hätten nichts mehr mit einem Warnstreik zu tun. „Vielmehr ist es der Versuch, per Generalstreik französische Verhältnisse in Deutschland einziehen zu lassen.“

Diese Verkehrsbereiche werden am Montag bestreikt

Im Verdi-Organisationsbereich sind demnach die Beschäftigten an allen deutschen Verkehrsflughäfen außer Berlin zum Ausstand aufgerufen. In Folge des Arbeitskampfes werde der Luftverkehr im gesamten Zeitraum eingeschränkt sein.

Auf der Schiene sind neben der Deutschen Bahn laut EVG unter anderem die Bahn-Unternehmen Transdev, AKN, Osthannoversche Eisenbahnen, erixx, vlexx, eurobahn sowie Die Länderbahn betroffen. Die Deutsche Bahn rechnet eigenen Angaben zufolge mit „massiven Beeinträchtigungen“ für den gesamten Bahnbetrieb. Fern-, Regional- und der S-Bahn-Verkehr dürften bundesweit weitgehend zum Erliegen kommen.

So sollten Reisende am Montag planen

EVG-Chef Martin Burkert riet allen Reisenden, schon am Sonntag möglichst frühzeitig ans Ziel zu kommen, „weil es durchaus Schichten geben kann, die schon ab Sonntagabend in den Montag hineingehen“. Verdi ruft zudem zu Arbeitsniederlegungen im öffentlichen Nahverkehr in den Bundesländern Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Sachsen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und in weiten Teilen Bayerns auf.

Auch die Autobahngesellschaft wird bestreikt. Auf der Straße müssen sich Autofahrerinnen und -fahrer daher auf Staus und Umleitungen einstellen. „Wir werden auch bestimmte Tunnel in den Blick nehmen“, sagte die stellvertretende Verdi-Bundesvorsitzende, Christine Behle. Es könnte zu Tunnelsperrungen kommen, „wie beispielsweise beim Elbtunnel“.

Weiterhin ist mit Beeinträchtigungen für die Schifffahrt zu rechnen. Sowohl zahlreiche Schleusen auf wichtigen Wasserstraßen würden bestreikt als auch der Hamburger Hafen, sagte Behle. „In bestimmten Bereichen, da wird es nicht weitergehen“, betonte sie. Demnach werden große Schiffe beispielsweise den Hamburger Hafen nicht anlaufen können. Zudem soll es zu deutlichen Verzögerungen bei der Beladung von Schiffen kommen.

Die Deutsche Bahn Die Deutsche Bahn rechnet aufgrund des angekündigten Warnstreiks im Verkehrssektor für kommenden Montag mit „massiven Beeinträchtigungen“ für den gesamten Bahnbetrieb. Sie kündigte genauere Informationen zu den Auswirkungen auf der Schiene an. „Klar ist bereits jetzt, dass für die betroffenen Fahrgäste umfangreiche Kulanzregelungen vorgesehen sind“, teilte der Konzern mit.

Zum Hintergrund des Streiks

Mit den Aktionen erhöht Verdi den Druck für die am Montag beginnende dritte Verhandlungsrunde mit Bund und Kommunen. Gemeinsam mit dem Beamtenbund dbb fordert die Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro mehr Lohn. Die Arbeitgeber hatten in der zweiten Verhandlungsrunde Ende Februar ein Angebot vorgelegt. Es umfasst unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro.

Ende Februar begannen zudem die Verhandlungen der EVG mit der Bahn und rund 50 weiteren Eisenbahn-Unternehmen. Die Gewerkschaft hatte in der vergangenen Woche ein erstes Angebot der Bahn abgelehnt. Sie fordert mindestens 650 Euro mehr Lohn. Bei den höheren Entgelten strebt sie eine Steigerung um zwölf Prozent an bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Die Bahn hatte unter anderem angeboten, die Löhne der rund 180 000 betroffenen Beschäftigten in zwei Schritten um insgesamt 5 Prozent anzuheben sowie Einmalzahlungen in Höhe von zusammen 2500 Euro in Aussicht gestellt.

Die Bahn kritisierte den Arbeitskampf als „grundlos und unnötig“. „Die EVG muss sich ihrer Verantwortung stellen und umgehend an den Verhandlungstisch zurückkehren“, forderte Personalvorstand Martin Seiler.

Der Nah- und Fernverkehr sowie Flughäfen in ganz Deutschland wurden schon vor mehr als 30 Jahren im Zuge eines mehrwöchigen Streiks gleichzeitig bestreikt. Bei diesem harten Arbeitskampf im öffentlichen Dienst im Frühjahr 1992 legten mehrere hunderttausend Beschäftigte zeitweise die Arbeit nieder. Dabei handelte es sich aber um einen regulären Arbeitskampf, nicht um Warnstreiks.

(dpa)
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