Handelsstreit drückt Geschäfte Huawei kämpft um 5G-Aufträge in der Europäischen Union

Shenzhen · Der weltgrößte Netzwerkausrüster Huawei steht vor einer großen Herausforderung. Inmitten seines Handelskriegs mit den USA bewirbt sich das chinesische Unternehmen in Europa um Verträge für den Aufbau des 5G-Mobilfunknetzes. Die 5G-Technologie ist bis zu 100 Mal schneller als 4G. Sie soll unter anderem superschnelle Verbindungen für digitalisierte Fabriken, fahrerlose Autos und „intelligente“ Haushaltsgeräte ermöglichen.

 Der Netzwerkausrüster leidet unter dem Boykott der USA.

Der Netzwerkausrüster leidet unter dem Boykott der USA.

Foto: dpa/Dan Himbrechts

Washington wirft Huawei vor, es helfe der Regierung in Peking, andere Länder auszuspionieren. Die USA üben Druck auf ihre europäischen Verbündeten aus, deshalb nicht mehr mit dem chinesischen Unternehmen zusammenzuarbeiten. Huawei und Peking weisen die Vorwürfe zurück.

Huawei hatte im vergangenen Jahr mit 40 Prozent den größten Marktanteil unter den Netzwerkausrüstern in Europa, im Nahen Osten und in Afrika, gefolgt von dem schwedischen Unternehmen Ericsson mit 36, Chinas ZTE mit elf und Nokia aus Finnland mit zehn Prozent. Doch im Mai erlitt die Firma einen Rückschlag, als Washington Huawei auf eine schwarze Liste von Unternehmen setzte, mit denen US-Firmen nur unter besonderen Auflagen Handel treiben dürfen.

Im Juni reduzierte Firmengründer Ren Zhengfei die Umsatzprognose für Huawei in den kommenden zwei Jahren um 30 Milliarden Dollar. Konkrete Angaben dazu, wie das Geschäft durch die US-Sanktionen bereits gelitten hat, machte Huawei allerdings nicht.

Bei seinen Geschäftspartnern in Europa könne Huawei nicht viel mehr tun, als auf den Vertrauensbonus der vergangenen 15 Jahre zu setzen und für mehr Transparenz zu sorgen, heißt es bei dem Unternehmen. Zu diesem Zweck hat Huawei an Orten wie Brüssel, Bonn oder im britischen Banbury Zentren für Cybersicherheit angesiedelt. Dort sollen Regierungen die Produkte des Konzerns testen können.

Ein Ausschuss des britischen Parlaments kam jüngst zu dem Schluss, dass es keine technischen Gründe für ein Verbot von Huawei gebe. Betreiber wurden jedoch angewiesen, Huawei aus Sicherheitsgründen vom „Kern“ ihrer Netzwerke fernzuhalten. So haben einige Mobilfunkanbieter in Großbritannien bereits mit dem Ausbau ihrer 5G-Dienste mit Huawei-Zubehör begonnen.

Huawei hat zudem 5G-Verträge in Italien, Monaco, Spanien, der Schweiz, den Niederlanden und anderen europäischen Ländern, wo das Unternehmen laut seinem Sprecher Joe Kelly über Geheimhaltungsverträge verfügt. Insgesamt hat der Konzern mehr als 50 5G-Verträge weltweit, 28 davon in Europa. Länder wie Deutschland sind noch unsicher, ob sie Huawei ihre Mobilfunknetze anvertrauen wollen. Anders als Australien, Neuseeland oder Japan hat aber bisher kein europäischer Staat auf die Bitte der USA hin ein Verbot ausgesprochen.

Nach Meinung deutscher Experten ist Huawei bei der 5G-Technik der Konkurrenz rund zwei Jahre voraus. Die USA werfen Huawei unterdessen vor, Geschäftsgeheimnisse von Wettbewerbern wie T-Mobile gestohlen zu haben.

Sollte die US-Kampagne gegen Huawei Erfolg haben, könnte diese zu einem „Eisernen Technologie-Vorhang“ mit unterschiedlichen Standards zwischen Ost und West führen, warnen Experten. Die Europäer wollten die Tür daher offenhalten, sagt Marcus Gloger von der Beraterfirma Strategy& Deutschland. Hierzulande wolle niemand eine „Aufteilung der Welt in eine westliche und eine östliche Halbkugel.“

(dpa)
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