Zulieferstreit Halberg Guss zwischen Bangen und Hoffen

Saarbrücken · Ministerin Rehlinger hat auf einer Betriebsversammlung den Mitarbeitern der Saarbrücker Gießerei ein wenig Hoffnung gemacht.

 Die Turnhalle in Brebach war proppenvoll. Im Laufe des Tages waren nach Angaben der IG Metall rund 1000 Mitarbeiter der Neuen Halberg Guss gestern zur Betriebsversammlung gekommen.

Die Turnhalle in Brebach war proppenvoll. Im Laufe des Tages waren nach Angaben der IG Metall rund 1000 Mitarbeiter der Neuen Halberg Guss gestern zur Betriebsversammlung gekommen.

Foto: BeckerBredel

Der nächste Akt im Drama um die Neue Halberg Guss (NHG). Eine Betriebsversammlung gestern in der Brebacher Turnhalle sollte mehr Klarheit bringen, wie es mit der Gießerei weitergeht. Doch eine Lösung ist nicht in Sicht. Der neue Eigentümer, die Prevent-Gruppe, und der Hauptkunde Volkswagen haben sich bislang nicht verständigt. Die Neue Halberg Guss ist längst hineingezogen in den seit Jahren tobenden Macht- und Preiskampf zwischen dem Wolfsburger Autokonzern und der Zuliefer-Gruppe, die der bosnischen Investorenfamilie Hastor gehört.

„Die Situation ist schlimm“, sagte Haydar Sahin, ein 53-jähriger Saarbrücker, der in der Qualitätskontrolle arbeitet. „Wir haben Angst um unsere Arbeitsplätze“, sagte Mutla Ahmet. Rund 1500 sind es in Saarbrücken-Brebach. „Volkswagen und Prevent müssen deutlich sprechen“, forderte der 38-jährige Brebacher. Er will klare Zusagen für die Zukunft. Die gab es gestern jedoch von den Prevent-Chefs nach Darstellung der Gewerkschaft nicht. Ein Vertreter der verhinderten Geschäftsführung habe einen Brief verlesen, in dem sich das Management aufgrund anderweitiger Termine für seine Abwesenheit entschuldigt habe. Fragen seien größtenteils nicht beantwortet worden. „Sie wollen keine Verantwortung übernehmen“, warf Patrick Selzer, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Saarbrücken, den Prevent-Managern vor. Die Betriebsversammlung dauerte den ganzen Tag an und war zu Redaktionsschluss noch nicht beendet. Nach Angaben der IG Metall nahmen im Laufe der Versammlung rund 1000 Beschäftigte teil.

Immerhin machte die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) ein wenig Hoffnung. Sie hatte den Streithähnen einen Brief geschrieben und darin die Vermittlung bei Verhandlungen angeboten. „Von beiden Seiten ist signalisiert worden dass sie das Angebot auch annehmen“, sagte die Ministerin. Zunächst soll es getrennte Gespräche mit Vertretern beider Seiten geben. Am Ende soll eine gemeinsame Runde stehen, um auszuloten, „in welcher Konstellation die beste Zukunftssicherung für diesen Standort stattfinden kann“, sagte Rehlinger. Derzeit würden Termine gesucht. Versprechen könne sie aber nichts, warnte die Ministerin vor zu hohen Erwartungen an die Politik. „Wir halten die Fäden nicht in der Hand“, sagte sie und fügte hinzu: „Der Ausgang ist noch offen.“ Sie rechnet aber damit, dass sich die Auseinandersetzung zwischen VW und Prevent im Fall Neue Halberg Guss nicht über Monate hinzieht, sondern sich in viel kürzerer Zeit entscheidet.

Volkswagen und Prevent „müssen wissen, ob sie in Zukunft miteinander auskommen können und wollen“, sagte Rehlinger. Für den Fall, dass ein Miteinander scheitert, brachte sie nochmals die Idee eines Verkaufs der NHG ins Spiel. Ob das in Betracht kommt, darüber müsse Prevent entscheiden. Und VW müsse sich darüber klar werden, „ob man ein Signal aussenden könne für potenzielle neue Eigentümer zu zukünftigen Lieferbeziehungen“. Das Ministerium sieht offenbar, wie zerrüttet das Verhältnis der beiden Streitparteien ist.

 „Halberg Guss muss leben“ – das fordert die IG Metall auf einem Plakat, das gestern an der Turnhalle in Brebach aufgehängt war.

„Halberg Guss muss leben“ – das fordert die IG Metall auf einem Plakat, das gestern an der Turnhalle in Brebach aufgehängt war.

Foto: BeckerBredel

Nutzt Prevent die Abhängigkeit des VW-Konzern von Lieferungen der NHG aus, um bis um das Zehnfache erhöhte Preise zu erpressen? Setzt Volkswagen seinen Zulieferer so stark unter Druck, dass er kaum überleben kann und sich daher mit allen Mitteln wehren muss – bis hin zu Lieferunterbrechungen, wie vor zwei Wochen geschehen? Auf eine Seite schlagen wollte sich Rehlinger nicht. Das stünde einer Vermittlerin wohl auch nicht gut an. „Am Ende des Tages ist schwer festzustellen, wer der ganz Böse in einem solchen Spiel ist“, kommentierte sie. Die Ministerin kritisierte auch die Autohersteller grundsätzlich. Sie ließen ihren Zulieferern oft so wenig Gewinne, dass sie „nicht mehr in der Lage sind, zu investieren und innovativ zu werden“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort