Demo zum 1. Mai sieht Industrie als Garant für Wohlstand Maikundgebung solidarisch mit Halberg Guss

Saarbrücken · Die Redner fordern in Saarbrücken deutlich mehr Investitionen. Mit Sparen alleine könne Deutschland nicht wettbewerbsfähig bleiben.

 3500 Teilnehmer kamen gestern zur Mai-Kundgebung des DGB Rheinland-Pfalz/Saarland  nach Saarbrücken.

3500 Teilnehmer kamen gestern zur Mai-Kundgebung des DGB Rheinland-Pfalz/Saarland  nach Saarbrücken.

Foto: Iris Maria Maurer

Für die Einen ist er nur noch ein freier Tag, für die anderen ein öffentliches Bekenntnis zu Arbeitnehmerrechten, der 1. Mai mit seinen Kundgebungen. 3500 Teilnehmer kommen in Saarbrücken nach übereinstimmenden Informationen von DGB- und Polizei zum Schloss.

Saar-DGB-Chef Eugen Roth lässt in seiner Rede keinen Zweifel daran, wem die Solidarität der Gewerkschaften in diesem Jahr besonders gehört: den 1500 Beschäftigten von Halberg Guss in Saarbrücken sowie den 600 Mitarbeitern am Standort Leipzig inklusive ihren Familien. „Halberg Guss muss leben!“ ruft Roth unter großem Applaus. Das Unternehmen sei ein wichtiges Herzstück des Industriestandortes Saarland. „Hört auf mit den Kapitalinteressen auf Kosten der Beschäftgten“, fordert Roth die Prevent-Gruppe der bosnischen Investorenfamilie Hastor als derzeitigem Eigentümer auf.

Auch Peter Scherrer, Hauptredner und stellvertretender Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB), fordert: „Wir dürfen nicht zulassen, dass die gute Arbeit und das Engagement der Beschäftigten über viele, viele Jahre, nun zum Spielball der Interessen einer Investmentgruppe und eines Großkonzerns werden.“ Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, die zur Kundgebung gekommen ist, sagt unserer Zeitung, Ende dieser Woche, spätestens Anfang nächster Woche werde wohl ein Gespräch zwischen Vertretern der Prevent-Gruppe und von Volkswagen unter ihrer Moderation stattfinden. Der Termin gehe am heutigen Mittwoch in die Endabstimmung.

Voraussetzung für weiteren Wohlstand in Europa sei „eine moderne, leistungs- und wettbewerbsfähige Industrie“, betont Scherrer. Ein Handelskrieg, wie ihn US-Präsident Donald Trump provoziere, werfe weltweit alle zurück inklusive der Amerikaner selbst. Zu einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft gehörten deutlich mehr Investitionen. „Der Jugend sagen wir: Nutzt die Chancen der digitalen Wirtschaft. Aber gleichzeitig ist unsere digitale Infrastruktur häufig katastrophal veraltet.“ Auch der Öffentliche Dienst müsse seine Dienstleistungsfunktion gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern wahrnehmen können. „Statt sich dem Diktat der schwarzen Null unterzuordnen, brauchen wir Schulen, Kindergärten, Universitäten und Krankenhäuser, die auf der Höhe der Zeit sind. Das sind wir auch unseren folgenden Generationen schuldig.“

Zur neuen, digitalen Arbeitswelt gehöre europaweit ein gerechterer Ausgleich zwischen Beruf und Familie. Dies schließe mehr Elternurlaub sowie die Freistellung von der Arbeit für pflegende Familienangehörige mit ein. Sowohl Scherrer als auch Roth setzen sich europaweit für mehr Mitbestimmung in den Betrieben ein. Die starken Veränderungen in den Unternehmen im Digitalzeitalter dürfe man nicht alleine den Arbeitgebern überlassen. Es gehe zugleich um den Erhalt sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Scherrer zieht das Fazit: „Der 1. Mai ist unser Tag der Solidarität. Wir stehen für Solidarität, Vielfalt und Gerechtigkeit. Dafür kämpfen Gewerkschaften hier und in ganz Europa.“

 Peter Scherrer, stellvertretender Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB).

Peter Scherrer, stellvertretender Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB).

Foto: Iris Maria Maurer

Hat der 1. Mai als „Tag der Arbeit“ mit seinen Botschaften weiter seine Berechtigung? Selbst Ministerpräsident Tobias Hans (CDU), der zur Kundgebung gekommen ist, sieht das so. „Mitbestimmung bleibt auch auf dem Weg in die Digitalisierung mit ihrer neuen Arbeitswelt und ihren neuen Technologien wichtig“, so Hans.zu unserer Zeitung. In diesem Umfeld  müsse man gemeinsam mit den Gewerkschaften neue Wege finden, wie man Arbeitsplätze erhält und neue schafft. Zugleich sei das Modell der sozialen Partnerschaft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmervertretern ein Erfolgsmodell in Deutschland, das man auch auf Europa übertragen könne.

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