Vorstände und Aufsichtsräte Weiter Mängel bei der Frauenquote

Berlin · (dpa) Die vor drei Jahren eingeführte Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten funktioniert nur dort, wo es verbindliche Vorgaben gibt. Das teilte die Organisation Frauen in die Aufsichtsräte (Fidar) gestern mit.

Seit 2015 ist demnach der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 186 voll mitbestimmten Unternehmen in den großen Börsenindizes um 6,1 Prozentpunkte auf 28,1 Prozent gestiegen. Bei den aktuell 104 Unternehmen, die der Quote unterliegen, kletterte der Wert sogar um neun Prozentpunkte auf durchschnittlich 30,9 Prozent. Bei den nicht der Quote unterliegenden 82 weiteren Unternehmen liegt der Anteil jedoch unter 20 Prozent. „Hier wird deutlich, dass freiwillige Vorgaben kaum Wirkung zeigen“, betonte Fidar.

Während es bei den Aufsichtsratsmandaten bereits Fortschritte gibt, bewegt sich auf der Vorstandsebene der 186 untersuchten Unternehmen nur wenig: Der Frauenanteil liegt dort nur bei 7,3 Prozent, eine Steigerung um gerade einmal 2,3 Punkte in drei Jahren. Auch die 104 Quoten-Unternehmen erzielen mit 8,2 Prozent einen nur unwesentlich besseren Wert. Dies zeigt der Women-on-Board-Index der Organisation vom 14. Januar. Dieser Index misst seit 2010 regelmäßig den Fortschritt beim Frauenanteil in den Spitzenpositionen der Wirtschaft.

Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD) sagte dazu: „Ein Plus von neun Prozentpunkten, und das in drei Jahren, zeigt: Die feste Quote wirkt. Doch zeigt sich leider auch, dass Gleichstellung von alleine nicht funktioniert.“ Gerade der Mangel an Frauen in den Vorständen sei „eine sehr rückwärtsgewandte Unternehmenspolitik“. „Solche Männerclubs sind nicht mehr zeitgemäß – das gilt für die Politik wie auch für die Wirtschaft. Da muss mehr passieren.“

Seit Mai 2015 schreibt ein Gesetz neben der Quote von 30 Prozent im Aufsichtsrat für zahlreiche Unternehmen vor, sich selbst Zielgrößen für den Frauenanteil in Vorstand und anderen Führungsgremien zu geben. Oft wird dort jedoch die „Zielgröße Null“ festgelegt.

Fidar-Präsidentin Monika Schulz-Strelow nennt dies einen „Boykott der Gleichstellung“. 45 Prozent der Unternehmen, die bisher keine Frau im Vorstand haben, planten mit der Zielgröße Null. Dies seien zwar deutlich weniger als die 65 Prozent im Jahr 2015 – „aber weiterhin viel zu viele“. Deshalb sei es richtig, wenn die Bundesregierung jetzt ihre Gangart verschärfe und Sanktionen ankündige. Mehr Verbindlichkeit und Sanktionen forderte auch die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. Freiwillige Zielvereinbarungen würden nicht ernst genommen.

(dpa)
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