Interview Armin Lang Wie der Mensch am besten gesund bleibt

Saarbrücken · 200 Experten aus ganz Europa diskutieren ab heute Möglichkeiten bei einem Gesundheitskongress in Saarbrücken.

 50 Aussteller kommen zur Gesundheitsmesse am Wochenende  in die Saarbrücker Congresshalle, die den Gesundheitskongress begleitet.

50 Aussteller kommen zur Gesundheitsmesse am Wochenende  in die Saarbrücker Congresshalle, die den Gesundheitskongress begleitet.

Foto: BeckerBredel BeckerBredel/bub bub

Von heute bis einschließlich Sonntag findet in der Saarbrücker Congresshalle der Gesundheitskongress „Salut!“ mit 200 Referenten aus ganz Europa statt. Eine Gesundheitsmesse mit 50 Ausstellern am  Samstag und Sonntag informiert über Angebote. Wir sprachen mit dem Initiator Armin Lang.

 Armin Lang organisiert den Gesundheitskongress und die Gesundheitsmesse.

Armin Lang organisiert den Gesundheitskongress und die Gesundheitsmesse.

Foto: VdK Saarland

Welche Bedeutung hat die Gesundheitsbranche für das Saarland?

LANG Sie ist die heimliche Heldin des Strukturwandels in der Region. Alleine in den vergangenen 40 Jahren hat die Gesundheits- und Pflegebranche ihren Anteil zum Wirtschaftswachstum konsequent erhöht und auch in der Zahl der Arbeitsplätze stark zugelegt. Nach jüngsten Untersuchungen arbeiten heute schon rund 100.000 Menschen an der Saar in diesem Bereich. Die Branche erwirtschaftet 12,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und wird auch in der Zukunft für ökonomische Dynamik und die soziale Stabilität maßgeblich mitbestimmen.

Warum veranstalten Sie den Gesundheitskongress an der Saar?

LANG Der Kongress ist zunächst eine hervorragende Werbung für unser Land. Es kommen rund 200 Referenten aus dem In- und Ausland zu uns. Und wir erwarten mehr als 700 Teilnehmer. Wir wollen aufzeigen, welch großen Beitrag die Gesundheits- und Pflegebranche an der Saar für Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und eine möglichst gesunde Gesellschaft leistet. Wir bringen Fachleute aus der Region mit Experten aus Deutschland und Europa zusammen, die Impulse für die regionale Entwicklung von Gesundheitswirtschaft und Gesundheitsversorgung geben, aber auch um saarländische Kompetenz überregional bekannt zu machen. Davon kann das Saarland besonders stark profitieren.

Welche Chancen hat das Saarland im Gesundheitswesen bundesweit positiv auf sich aufmerksam zu machen?

LANG Das Saarland setzt auf Digitalisierung und eine schnelle Breitband-Versorgung im ganzen Land. Wenn das Saarland es wirklich schafft bis Ende 2018 jedem Haushalt eine schnelle Internetverbindung zur Verfügung zu stellen, dann wären wir das erste Bundesland, dem dies gelingt. Dies ist gerade für die Gesundheitsbranche besonders wichtig. Viel Zeit und Geld wird heute durch nicht bedarfsnotwendige Untersuchungen vergeudet, nur weil vorhandene Untersuchungsergebnisse nicht schnell genug zugänglich sind. Dies verlängert Behandlungszeiten und Krankenhausaufenthalte. Zentrale Ursache hierfür ist die mangelnde Vernetzung zwischen Krankenhaus, Fach- und Hausarzt, Therapeuten, Reha-Kliniken, Patienten, Pflegeinrichtungen sowie den Krankenkassen. Wir könnten es in einem so kleinen und überschaubaren Raum wie dem Saarland schaffen, dass schneller und sicherer miteinander kommuniziert wird. Wir könnten so eine Modellregion für Deutschland werden.

Was bräuchten wir zu dieser Vernetzung?

LANG Es gibt schon gute Voraussetzungen: die Universität, Forschungsinstitute im Bereich Medizintechnik, IT-Fachleute und hoch qualifizierte Ärzte. Die Landesregierung ist gerade dabei wahr zu nehmen, dass die Gesundheitsbranche auch in der Digitalisierung eine Leitbranche werden kann. Wir zeigen deshalb auf unserem Gesundheitskongress eine ganze Reihe von Beispielen, wie erfolgreiche Vernetzung zum Vorteil in der medizinischen und pflegerischen Versorgung aber auch für Patienten aussehen kann.

Können Sie uns ein vorbildliches Beispiel nennen?

LANG Unsere französischen Nachbarn zum Beispiel im Bitcher Land machen es vor. Dort können selbst Oma und Opa bequem von zu Hause aus über eine Online-Plattform direkt mit ihrem Doktor oder auch dem Pflegedienst kommunizieren: Dazu brauchen sie nur einen Laptop, ein Smartphone oder ein Tablet. Der Vorteil besteht darin, dass der Doktor nicht gleich einen Hausbesuch machen muss, denn der Arzt verfügt ja in seiner Praxis über alle Patientendaten. Vernetzung ist übrigens auch gerade in einer Grenzregion mit den europäischen Nachbarn wichtig. Gesundheit und Pflege müssen Grenzen überwinden. Der Kongress zeigt an vielen Beispielen, wie dies in anderen europäischen Grenzräumen funktioniert. In der Großregion wäre hier noch mehr möglich.

Sehen Sie weitere Vorteile?

LANG Wir zeigen auf dem Kongress auch auf, wie es mit Hilfe der Digitalisierung gelingen kann, dass Menschen mit Handicap auch bis ins hohe Alter und durch die Unterstützung von Pflegediensten und mittels technischer Hilfen lange zu Hause leben können. Und dies mit einer weiterhin hohen Lebensqualität.

Wie kann so etwas gelingen?

LANG Wenn heute beispielsweise jemand alleine lebt und stürzt, besteht die Gefahr, dass man ihm nicht rechtzeitig helfen kann. Technisch ist es mittlerweile möglich, dass ein automatisch ausgelöstes Signal, das vom Teppich oder einer Matte im Bad kommt, die Rettungsleitstelle informiert. Dieses Verfahren ist nicht gleichzusetzen mit Überwachung, denn jeder entscheidet selbst, was ihm an Dienstleistung wichtig ist und was er zu Hause haben will.

Was will der Saarbrücker Gesundheits- und Pflegekongress noch leisten?

LANG Wir wollen Wege aufzeigen, wie man möglichst lange mit stabiler Gesundheit arbeiten kann. Heute werden nicht nur die Anforderungen am Arbeitsplatz höher, auch die Lebensarbeitszeit verlängert sich. Es muss daher das Ziel der gesamten Gesellschaft, insbesondere aber verantwortlicher Unternehmensführungen sein, weniger Fälle von Frühverrentungen zu produzieren, berufsbedingte Erkrankungen zu reduzieren und auch die Krankheitsdauer zu verkürzen, die im Saarland im bundesweiten Vergleich besonders hoch ist.

Der Kongress wird am Samstag und Sonntag von einer Gesundheitsmesse mit rund 50 Ausstellern begleitet. Wie kann der Besucher davon profitieren?

LANG Der Eintritt zur Messe ist frei. Wer die Gelegenheit nutzt, kann erfahren, was ihn gesund macht und gesund erhält. Er kann sich zugleich Durchblick verschaffen, denn das Angebot an Leistungen in Gesundheit und Pflege ist sehr groß, vielfältig und häufig auch kompliziert zu nutzen. Unsere Ratgeberforen und Informationsstände helfen beim „Durchblicken lernen“. Zudem stellen sich die Aussteller auch als attraktive Arbeitgeber vor. Wir informieren am Freitag auch über Ausbildungsangebote und Karriereperspektiven in Gesundheit und Pflege.

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