ZF will Belegschaft halten

Stuttgart. Der Automobilzulieferer ZF AG (Friedrichshafen) will in seinem Saarbrücker Werk mit rund 4900 Beschäftigten die aktuelle Weltwirtschaftskrise ohne betriebsbedingte Kündigungen im nächsten Jahr überstehen. Diese Maßgabe gelte für alle Werke des Bodensee-Konzerns in Deutschland, hieß es. "Wir wollen unsere Stammbelegschaft durch die Krise bringen

 Die ZF-Werke drosseln zurzeit ihre Produktion. Foto: dpa

Die ZF-Werke drosseln zurzeit ihre Produktion. Foto: dpa

Stuttgart. Der Automobilzulieferer ZF AG (Friedrichshafen) will in seinem Saarbrücker Werk mit rund 4900 Beschäftigten die aktuelle Weltwirtschaftskrise ohne betriebsbedingte Kündigungen im nächsten Jahr überstehen. Diese Maßgabe gelte für alle Werke des Bodensee-Konzerns in Deutschland, hieß es. "Wir wollen unsere Stammbelegschaft durch die Krise bringen. Dazu setzen wir ein ganzes Instrumentarium von Maßnahmen ein", sagte ZF-Vorstandsvorsitzender Hans-Georg Härter gestern in Stuttgart. Abbau der Überstunden von den Arbeitszeitkonten, Kollektivurlaub, zusätzliche Brückentage, Weiterbildungsprogramme und ein Stopp für die Wiederbesetzung frei werdender Stellen. "Auch Kurzarbeit und Reduzierung der tariflichen Wochenarbeitszeit sowie Altersteilzeit sind im Werk Saarbrücken, aber auch in anderen Fabriken, denkbar", sagte Härter unserer Zeitung.

Im Saarbrücker Werk hat ZF seine Fertigung von Pkw-Automatgetrieben konzentriert. Der Höhenflug der Produktion ist vorerst gestoppt. Nach mehr als einer Million Getrieben in 2007 liefere das Werk in diesem Jahr aufgrund der gesunkenen Nachfrage nur rund 980000 aus, so Härter. Eine Stückzahl-Prognose für 2009 wollte der ZF-Chef nicht machen. Vor allem der Nachfragerückgang des größten Abnehmers BMW schlägt ins Kontor. Die Bayern nehmen rund die Hälfte der Automatgetriebe aus Saarbrücken ab. Auch Jaguar, Land Rover und Hyundai haben gebremst. Heute ist der letzter Arbeitstag in diesem Jahr. Die Produktion bei ZF Saarbrücken steht dann bis zum 7. Januar still.

"Solide finanziert"

"Wir haben aber bisher noch keine konkreten Beschlüsse über Ausfalltage oder Kurzarbeit für unser Saarbrücker Werk getroffen", sagte der ZF-Chef zum Fortgang der Produktion. Im nächsten Jahr läuft der Bau des neuen Acht-Gang-Automatgetriebes an, das etwa ab 2012/2013 den bisherigen Sechsgang-Automaten ablösen soll. Rund 100 Millionen Euro wurden 2008 in Saarbrücken investiert. Wie hoch die Investitionen 2009 sein werden, wollte Härter noch nicht beziffern. Die Ertragslage der ZF Getriebe GmbH sei gut.

Härter ist überzeugt, dass ZF gestärkt aus dieser Krise hervorgehen werde. Für 2009 rechnet er mit einem Umsatzrückgang in fast allen Regionen und Produktbereichen. "Wir sind von keiner Bank abhängig, sind solide finanziert, haben eine hohe Liquidität von fast einer Milliarde Euro und eine hohe Eigenkapitalquote von fast 40 Prozent." Für 2008 erwartet ZF einen Umsatz auf Vorjahreshöhe von 12,6 Milliarden Euro und ein leicht unter dem Rekordgewinn des Vorjahres liegendes Jahresergebnis.

Meinung

Stark auch in der Krise

Von SZ-Mitarbeiter

Udo Rau

Die Absatzkrise bei Autos hat auch ZF an der Saar erwischt. Die geplanten Produktionszuwächse von deutlich über einer Million Getrieben jährlich sind vorerst vom Tisch. Dennoch besteht für Panik kein Anlass. Die Zusage von ZF-Chef Hans-Georg Härter, das kommende Jahr ohne betriebsbedingte Kündigungen überstehen zu wollen, hat Gewicht. Härter weiß, wer jetzt gute Leute auf die Straße setzt, dem fehlen die Experten, wenn die Konjunktur wieder anzieht.

Solche Durststrecken stehen aber nur Unternehmen durch, die Spitzentechnologie im Angebot haben und die auf finanziell soliden Beinen stehen. ZF zählt zu diesen Unternehmen.

Hintergrund

Der ZF-Konzern beschäftigt weltweit gut 61000 Mitarbeiter. 2008 kamen 3900 Beschäftigte dazu, davon rund 1800 in Deutschland. Hauptkunden sind Pkw- und Nutzfahrzeughersteller, die Land- und Baumaschinenindustrie sowie Schiff- und Luftfahrt. Große Chancen sieht ZF in der Verbesserung des Auto-Antriebs: Das neue Achtgang-Getriebe soll den Spritverbrauch um sechs Prozent senken. ur

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