Viele Priester sind nach Missbrauchsskandal verunsichert

Trier. Nach dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche sind viele Priester bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen verunsichert. "Ein unbefangener Umgang ist kaum mehr möglich", sagte der Priesterreferent des Bistums Trier, Markus Nicolay. Man spüre eine Art Generalverdacht, den viele Geistliche als ungerechtfertigt empfänden. Im Bistum Trier gibt es rund 850 Priester

Trier. Nach dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche sind viele Priester bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen verunsichert. "Ein unbefangener Umgang ist kaum mehr möglich", sagte der Priesterreferent des Bistums Trier, Markus Nicolay. Man spüre eine Art Generalverdacht, den viele Geistliche als ungerechtfertigt empfänden. Im Bistum Trier gibt es rund 850 Priester. Bundesweit sind es insgesamt fast 15 000.

Viele versuchten bewusst, körperliche Distanz zu wahren, etwa bei Besuchen im Kindergarten. "Wenn Kinder da auf einen zulaufen, sagt man eher: Setz Dich neben die Erzieherin", sagte Nicolay. Auch auf Jugendfahrten heiße es stets, rund um den privaten Bereich weiträumig Abstand halten. Die Situation habe zudem bei der Beichte pastoral zu einem Rückschritt geführt: Beichtgespräche zu zweit in einem Zimmer führten Priester nicht mehr zwanglos, sondern sie bevorzugten wieder eher den Beichtstuhl. Insgesamt hat das Bistum Trier seit Anfang 2010 gegen rund 20 Priester wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen kirchenrechtlich ermittelt. Bis auf einen Fall sind die Taten strafrechtlich verjährt. Gegen einen Priester der Pfarreiengemeinschaft im saarländischen Lebach ermittelt noch die Staatsanwaltschaft Saarbrücken. Die Priester seien über jeden Missbrauchsfall "sehr betroffen", sagte Nicolay. Besonders schockierend sei es, wenn man Opfer oder Täter persönlich kenne. dpa

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