Wie Bin Ladens Spuren in Pakistan getilgt werden

Islamabad. Nichts ist mehr dort zu sehen, wo einst das Versteck von Osama Bin Laden war. Auf dem Platz, auf dem das zweistöckige Haus mit seinen hohen Mauern stand, spielen die Nachbarn inzwischen Cricket. Es wächst Gras über die sauber planierte Fläche im beschaulichen Bergstädtchen Abbottabad

Islamabad. Nichts ist mehr dort zu sehen, wo einst das Versteck von Osama Bin Laden war. Auf dem Platz, auf dem das zweistöckige Haus mit seinen hohen Mauern stand, spielen die Nachbarn inzwischen Cricket. Es wächst Gras über die sauber planierte Fläche im beschaulichen Bergstädtchen Abbottabad. Pakistans Regierung hofft, dass bald auch Gras über die gesamte Episode wächst, die das Land als Hort des internationalen Terrorismus in Verruf brachte und die Beziehungen zwischen dem Westen und Pakistan schwer belastete. Der meistgesuchte Mann der Welt hatte offenbar ungestört über Jahre hinweg mit seiner Familie in der pakistanischen Kleinstadt gewohnt - einen Steinwurf von Pakistans angesehener Militärakademie und nur rund 100 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Islamabad. Allein der Ort des Verstecks sorgte für Erstaunen und Unglauben, nicht nur in Pakistan.Am vergangenen Freitagmorgen - wenige Tage vor dem Jahrestag von Bin Ladens Tod - fuhr ein weißer Minibus mit verhängten Scheiben zum Flughafen der pakistanischen Hauptstadt. Angeblich saß darin die Familie des Islamisten. Doch von den früheren Bewohnern des Hauses in Abbottabad war nichts zu sehen. Eine ganze Front sauber aufgereihter Bettlaken schirmte alle Blicke ab. Die Regierung erklärte, die Familie sei abgeschoben worden in das Land ihrer Wahl, Saudi-Arabien. Doch auch wenn die sichtbaren Spuren Bin Ladens getilgt sind, die vielen unbeantworteten Fragen sind schwerer aus der Welt zu schaffen: Wie sah das Netzwerk um Bin Laden aus?

Ein Jahr nach seinem Tod fehlt dem Terrornetzwerk eine Persönlichkeit, die den Platz des getöteten Gründers füllen könnte. Nach Ansicht von Experten ist es seinem Nachfolger Aiman al-Sawahiri bislang nicht gelungen, alle Flügel der Organisation unter seinem Kommando zu vereinen. Bisher hat allein der Al-Qaida-Ableger im Jemen offiziell seine Autorität anerkannt.

Nach Ansicht von Experten ist die Führung des Netzwerks in den halbautonomen Stammesgebieten Pakistans durch die US-Drohnenangriffe erheblich dezimiert und versprengt. In der Zentrale des Netzwerks sei die Zahl der Al-Qaida-Mitglieder auf einige Dutzend reduziert, die vor allem mit Überleben beschäftigt seien. Die Fähigkeit, selbst Anschläge zu organisieren, sei stark eingeschränkt. Heute konzentriert sich die Zentrale demnach vor allem darauf, Inspiration für ihre Ableger im Irak, im Jemen und in Nordafrika zu geben.

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