Wenn die Autobahn zur Standspur wird

Berlin. Urlaubszeit gleich Stauzeit. Mit Beginn der Ferien in vielen Bundesländern rollen wieder die Blechlawinen durchs Land, da wird die Autobahn schnell zur Standspur. Laut ADAC verbringt jeder Autofahrer 60 Stunden im Jahr im Stau, Tendenz steigend

Berlin. Urlaubszeit gleich Stauzeit. Mit Beginn der Ferien in vielen Bundesländern rollen wieder die Blechlawinen durchs Land, da wird die Autobahn schnell zur Standspur. Laut ADAC verbringt jeder Autofahrer 60 Stunden im Jahr im Stau, Tendenz steigend. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hat jetzt erstmals wissenschaftlich erhoben, wie viele Staus eigentlich bundesweit pro Jahr die Bürger quälen. Denn bisher gab es darüber nur Schätzungen, aber keine punktgenaue Statistik. Das Ergebnis: Es sind 104 251. So viele waren es nach Informationen unserer Zeitung zumindest im Untersuchungszeitraum April 2007 bis April 2008, in dem alle Staumeldungen ausgewertet wurden. Verkehrsexperten gehen davon aus, dass sich die Zahl seitdem weiter erhöht haben dürfte. Laut der Analyse standen die Verkehrsteilnehmer alles in allem 180 000 Stunden im Stau. Als Ursachen dafür werden zu je einem Drittel die Vielzahl der Baustellen, dann das hohe Verkehrsaufkommen und schließlich Unfälle genannt. In Ballungszentren ist die Staugefahr durch die Verkehrsdichte gleich um 50 Prozent höher. Die Zahl der Bundesanstalt entspreche auch ungefähr den Annahmen des ADAC, so Sprecher Andreas Hölzel zu unserer Zeitung. "Die Staus werden weiter wachsen." Allein schon deshalb, weil Experten bis 2025 mit einer Zunahme des Lkw-Verkehrs um bis zu 80 Prozent rechneten. Zugleich würden die Engpässe im Autobahnnetz deutlich mehr "und die Ausbaumaßnahmen hinken hinterher". Der Verkehrsclub hat zudem herausgefunden, dass sich die Längen der Staus in den letzten vier Jahren dramatisch erhöht haben: Betrug die geschätzte Gesamtlänge 2005 noch 340 000 Kilometer, waren es 2008 schon 373 000 Kilometer. Im vergangenen Jahr hat Deutschland etwa 4,9 Milliarden Euro für die Erhaltung und den Neubau von Bundesstraßen und Autobahnen ausgegeben. Dieses Jahr werden es etwa 6,3 Milliarden Euro sein. Ein Grund für das Plus sind auch deutlich gestiegene Einnahmen aus der Lkw-Maut. Ginge es nach dem ADAC, müssten es sieben Milliarden Euro jährlich für den Fernstraßenbau sein. Die Bundesregierung hat zudem im Rahmen des zweiten Konjunkturpakets zur Eindämmung der Finanzkrise 2009 und 2010 insgesamt zwei Milliarden Euro für die Verkehrs-Infrastruktur bereitgestellt. Nun wird auf vielen Strecken schon repariert, verbreitert und ausgebaut. Das wiederum hat zur Folge, dass in den nächsten Monaten noch mehr Baustellen und noch mehr Staus zu erwarten sind.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Sichere EnergieGleich zwei Großprojekte für eine sicherere Energieversorgung Europas sind gestern auf den Weg gebracht worden: der Bau der Nabucco-Pipeline für eine bessere Gasversorgung und die visionären Pläne für Solarkraftwerke in den Wüsten Nordafrik
Sichere EnergieGleich zwei Großprojekte für eine sicherere Energieversorgung Europas sind gestern auf den Weg gebracht worden: der Bau der Nabucco-Pipeline für eine bessere Gasversorgung und die visionären Pläne für Solarkraftwerke in den Wüsten Nordafrik