Was steckt hinter "kalter Progression" und dem "Mittelstandsbauch"?

Berlin. In der Diskussion um Steuerentlastungen fallen immer wieder die Begriffe "kalte Progression" und "Mittelstandsbauch" (auch "Tarifknick" genannt). Dabei handelt es sich um zwei unterschiedliche Probleme des Steuersystems, die beide Folge der progressiv steigenden Steuersätze sind

Berlin. In der Diskussion um Steuerentlastungen fallen immer wieder die Begriffe "kalte Progression" und "Mittelstandsbauch" (auch "Tarifknick" genannt). Dabei handelt es sich um zwei unterschiedliche Probleme des Steuersystems, die beide Folge der progressiv steigenden Steuersätze sind.Die "kalte Progression" ist eine Art heimliche Steuererhöhung: Lohnzuwächse werden durch die höhere Einkommensteuerbelastung zu großen Teilen aufgezehrt. Der progressive Einkommensteuertarif führt dazu, dass der Steuerzahler einen zunehmenden Anteil des Einkommens an den Fiskus abliefern muss. Bei niedrigeren Einkünften schlägt dies durch den anfangs starken Tarifanstieg deutlich stärker zu Buche als bei hohen Einkünften. Besonders problematisch ist dies, wenn mit nominellen Lohnerhöhungen lediglich die Preissteigerung ausgeglichen wird und dann allenfalls der Fiskus profitiert. Bei proportional steigenden Einkommensteuertarifen würde es dieses Phänomen nicht geben. Der Gesetzgeber hat sich aber wegen des Gebots der Besteuerung nach Leistungsfähigkeit für den linear-progressiven Einkommensteuertarif entschieden. Ein Ausgleich der Folgen der "kalten Progression" wäre durch eine automatische Inflationsanpassung möglich, durch Anhebung der Tarifstufen im Ausmaß der Teuerung - dem "Tarif auf Rädern". Der "Mittelstandsbauch" entsteht, weil der progressive Steuertarif nicht gleichmäßig steigt, sondern bis zu einem Einkommen von 12 739 Euro sehr steil nach oben geht. Nach diesem "Knick" verläuft die Kurve wesentlich flacher. Folge des "Mittelstandsbauchs" ist, dass vor allem kleinere und mittlere Einkommen im Vergleich zu höheren Einkommen proportional höher belastet werden. dpa

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