Schock und Katerstimmung in der Opposition

München · Die SPD hatte auf einen stärkeren Ude-Effekt gehofft, die FDP ist sprachlos und auch bei den Grünen herrscht Enttäuschung – Stimmungen eines Wahlabends.

Einen Ude-Effekt habe es schon gegeben, sagte SPD-Spitzenkandidat Christian Ude gestern Abend, nachdem das Wahlergebnis klar war. "Aber nicht so groß wie erhofft." Während bei der CSU der Jubel groß war und die Korken knallten, bekannte der Münchner Oberbürgermeister vor Genossen: "Es ist kein guter Tag." Wenig später hatte er sich gefangen und strahlte im Fernsehen Zweckoptimismus aus: "Das Regierungslager ist nicht größer geworden", stellte er heraus. In den Landtag will er trotzdem nicht als Oppositionsführer einrücken. Warum solle er SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher als "elder statesman" in Frage stellen, begründete er diese Haltung.

Schockzustand herrschte bei der FDP: Dort traute sich von den bayerischen Spitzenpolitikern lange Zeit nur Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch aus der Deckung. "Ich kann's noch immer nicht glauben", bekannte er, als der gelbe Balken bei der Drei-Prozent-Marke verharrte. Doch es blieb dabei: das Aus nicht nur für die drei FDP-Kabinettsmitglieder, sondern für alle. Zahnarzt Heubisch wird sich wieder seinen Patienten widmen können.

Katerstimmung breitete sich bei den Freien Wählern aus. Abgeordneter Bernhard Pohl machte auch SPD-Spitzenkandidat Ude für die Stimmenverluste verantwortlich: "Wir haben schon etwas darunter gelitten, dass Ude uns vereinnahmt hat", sagte Pohl. Vorsitzender Hubert Aiwanger blieb eisern dabei, es sei richtig gewesen, dass die Partei vor dem Urnengang keine Koalitionspräferenz gezeigt hat. Man habe ja gesehen, wie es der FDP mit der "Sie-liebt-nur-die-CSU"-Politik ergangen sei.

Die Grünen hatten eigentlich auf ein zweistelliges Ergebnis gehofft. Spitzenkandidatin Margarete Bause wurde gleichwohl mit frenetischem Beifall empfangen. Der Einsatz hätte ein besseres Ergebnis verdient, sagte Bause. Die Zufriedenheit mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage habe die Wähler über die CSU-Affären hinwegsehen lassen.

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