SPD wittert etwas Morgenluft

Berlin · Die SPD feiert sich als einzige Oppositionspartei, die „dazugewonnen hat“. Und präsentiert Rechnungen, wie es für Rot-Grün noch reichen könnte. Die Grünen müssen mit Verlusten kämpfen, die Linken mit der Abseits-Position.

"Oh Gott", entfährt es einem älteren Genossen. Da ist es gerade zur Gewissheit geworden, was alle hier im Willy-Brandt-Haus gern verhindert hätten: Die CSU kann in Bayern wieder allein regieren. Doch schon einen Moment später gibt es Grund zum befreienden Applaus: Mehr als 20 Prozent für die SPD. Das ist ganz achtbar, nachdem die Wahlprognosen eher in Richtung "Projekt 18" gedeutet hatten. Doch geradezu euphorisch wird es, als der Balken für die FDP auf den Bildschirmen bei drei Prozent kleben bleibt. Jubel kommt auf, es werden SPD-Fähnchen geschwenkt.

Dafür, dass die SPD im weiß-blauen Freistaat wahrlich kein Wunder erwarten konnte, haben sich erstaunlich viele sozialdemokratische Sympathisanten in der Berliner Parteizentrale eingefunden. Recht zünftig kommentiert Generalsekretärin Andrea Nahles das Abschneiden ihrer Truppe in Bayern: "Wir sind die einzige Oppositionspartei, die dazu gewonnen hat." Das ist der Satz des Abends. SPD-Spitzenkandidat Christian Ude wird ihn kurz darauf via Fernsehen wiederholen, und später auch Parteichef Sigmar Gabriel. Dann sagt Nahles noch, dass es bis zur Bundestagswahl eine "sehr spannende Woche" geben werde, in der die SPD "aufholen" könne.

Als Peer Steinbrück die Bühne betritt, verkündet er, "dass dies die 13. Landtagswahl hintereinander ist, wo die schwarz-gelbe Liebesheirat aufgekündigt worden ist". Und es gebe gute Aussichten, "dass dies in einer Woche genauso auch auf Bundesebene der Fall ist". Wenn die FDP draußen bliebe, habe Rot-Grün "große Chancen", spekuliert Gabriel.

Dass die Grünen an Boden verloren haben, ist für Parteichefin Claudia Roth eine bittere Erkenntnis. "Wir sind enttäuscht und haben uns mehr erwartet", gibt sie zu Protokoll. Dass die Grünen sich mit ihren Forderungen nach Steuer- und Abgabenerhöhungen womöglich selbst ein Bein gestellt haben, will sie nicht weiter erörtern. Stattdessen ruft sie: "Jetzt erst recht."

Keinerlei Hoffnung gibt es an diesem Wahlsonntag für die Linkspartei. Bei den Prozentzahlen im Fernsehen wird sie unter "Andere" geführt. Schon bei der Wahl 2008 hatte es nicht für den Einzug in den Landtag gereicht. Linken-Geschäftsführer Matthias Höhn gibt sich trotzdem optimistisch: Beim Bundestagswahlergebnis könne seine Partei auch in Bayern über die Fünf-Prozent-Hürde kommen.

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