Michelle Obama verleiht den Demokraten Glanz

Charlotte. Schon bevor sie ein Wort gesprochen hat, liegen ihr die demokratischen Delegierten in der "Time Warner Arena" zu Füßen. In ihrem pinkfarbenen, ärmellosen Kleid strahlt sie den Glanz und die Klasse eines Superstars aus. Und nachdem sie ihre mit persönlichen Erinnerungen gespickte Rede beenet hat, gibt es in Charlotte (North Carolina) stehende Ovationen

Charlotte. Schon bevor sie ein Wort gesprochen hat, liegen ihr die demokratischen Delegierten in der "Time Warner Arena" zu Füßen. In ihrem pinkfarbenen, ärmellosen Kleid strahlt sie den Glanz und die Klasse eines Superstars aus. Und nachdem sie ihre mit persönlichen Erinnerungen gespickte Rede beenet hat, gibt es in Charlotte (North Carolina) stehende Ovationen. "Vier weitere Jahre", skandieren die Demokraten und schwenken weiß-rot-blaue Pappsäulen mit der Aufschrift "Wir lieben Michelle"."Historisch" sei der Auftritt Michelle Obamas beim Nominierungsparteitag für ihren Mann, den US-Präsidenten, gewesen, jubeln Kommentatoren. Selbst der Haussender der Republikaner, Fox, kann sich die Bewunderung für die Frau an der Seite Barack Obamas nicht verkneifen. "Ihr Vortrag war meisterhaft", heißt es da. Wohl wahr. Ihre Redenschreiber schafften es, der First Lady einen Entwurf in die Hand zu geben, der auf den ersten Blick unpolitisch und sehr persönlich daherkommt. Hinter dem Charme ihres Vortrags und dem gewinnenden Lachen präsentierte Obama eine in persönlichen Geschichten verpackte Abrechnung mit dem Weltbild Mitt Romneys, den sie nicht ein einziges Mal erwähnte.

Anders als Ann Romney auf dem Parteitag der Republikaner in Tampa braucht Michelle nicht so zu tun, als stammten sie und Barack aus kleinen Verhältnissen. Wenn sie von dem Kaffeetisch erzählt, den ihr frischverliebter Mann aus dem Sperrmüll zog, nimmt ihr das jeder ab. "Wir waren so jung, so verliebt und so sehr verschuldet." Eine Anspielung auf die Kredite, die das junge Paar wie Millionen Amerikaner für ihr Studium aufnehmen musste, und erst vor ein paar Jahren vollständig zurückzahlte.

Barack habe nach seinem Harvard-Abschluss lukrative Angebote erhalten und ausgeschlagen. "Erfolg misst sich nicht daran, wie viel Geld Sie verdienen. Es geht darum, welchen Unterschied Sie im Leben anderer Menschen machen." Das war eine direkte Antwort auf Ann Romneys Vorwurf an Obama, er schüre Neid gegen den Erfolg des früheren Chefs von "Bain Capital".

Das Leben im Weißen Haus habe ihren Barack nicht verändert, versichert Michelle. "Präsident zu sein, ändert nicht, wer Du bist. Es legt Deine Persönlichkeit offen." Der Amtsinhaber verstehe die Sorgen der Menschen, "weil er den amerikanischen Traum selber gelebt hat". Ohne es explizit zu sagen, kritisiert sie die von vielen im Saal als kaltherzig empfundenen Ideen Romneys. "Wenn ihre harte Arbeit von Erfolg gekrönt war, gehen sie nicht durch das Tor der Möglichkeiten und schlagen die Tür hinter sich zu."

Dieses Thema stimmte auch Julian Castro an, der als erster Latino-stämmiger Politiker die Grundsatzrede auf einem US-Parteitag hielt. Eine Premiere, die viele Kommentatoren mit dem Auftritt Barack Obamas 2004 verglichen. Der 37-jährige Bürgermeister aus San Antonio erzählte, wie seine alleinerziehende Mutter ihn und seinen Bruder Joaquin im armen Westteil der texanischen Großstadt durchbrachte. Genauso wenig wie Freiheit umsonst zu haben sei, gebe es Chancengerechtigkeit ohne Investitionen. Schulen und Universitäten gehörten zur Infrastruktur einer gerechten Gesellschaft. Anders als die First Lady griff Castro in seiner umjubelten Rede Romneys Wirtschaftspolitik direkt an. Die Theorie, mit Steuervergünstigen für Spitzenverdiener den kleinen Leuten zu helfen, sei diskreditiert. "Unsere Wirtschaft ist zusammengebrochen. Die Mittelklasse zahlt die Zeche. Unsere Familien zahlen den Preis. Mitt Romney versteht es nicht." Sein letzter Satz fasst den Tenor der übrigen Reden des Eröffnungstags zusammen, die im Ton deutlich kontrastierten zu dem eher positiv gehaltenen Auftritt der First Lady. Die Demokraten verabschiedeten zu Beginn des Parteitags ein neues Programm, in dem sie erstmals gleichgeschlechtliche Ehen ausdrücklich anerkennen.

Für Enttäuschung sorgte allerdings die kurzfristige Entscheidung, die Rede des Präsidenten morgen aus einem Stadion in die "Time Warner Arena" zu verlegen. Zehntausende Obama-Anhänger werden so nicht beim Höhepunkt des Parteitags dabei sein können. Schuld ist das Wetter, das mit Gewittern die Veranstaltung unter freiem Himmel unmöglich macht. "Präsident zu sein, ändert nicht, wer Du bist. Es legt Deine Persönlichkeit offen."

Michelle Obama

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