Höhlen-Drama von Thailand „Man sollte die Jungs jetzt nicht damit alleine lassen“

Saarbrücken · Susanne Münnich-Hessel, Vorsitzende der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes, sagt: Es wäre falsch, die thailändischen Jungs nach der Rettung ihrem Schicksal zu überlassen.

 Susanne Münnich-Hessel, Vorsitzende der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes.

Susanne Münnich-Hessel, Vorsitzende der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes.

Foto: Stephanie Schwarz

Frau Münnich-Hessel, was macht es mit einem jungen Menschen, über einen so langen Zeitraum im Dunkeln gefangen zu sein?

MÜNNICH-HESSEL Man muss damit rechnen, dass einige von ihnen psychische Erkrankungen davontragen werden. Das können Belastungsreaktionen sein wie Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit, eine erhöhte Wachsamkeit und/oder Schlafstörungen. Schlimmstenfalls entwickeln sie eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).

Wovon hängt es ab, ob sich eine längerfristige Störung entwickelt?

MÜNNICH-HESSEL Die gute Nachricht ist, dass die Wahrscheinlichkeit der Traumatisierung in diesem Fall trotz der extremen Umstände niedrig ist. Die Kinder sind nicht alleine und haben Kontakt zur Außenwelt. Sie erleben zwar eine Gefahr für Leib und Leben, verstehen aber, dass ihnen geholfen wird. Ob sie trotzdem eine PTBS entwickeln, hängt mitunter davon ab, was sie vorher erlebt haben. Deshalb ist es auch wichtig, dass sich ein Psychotherapeut nach der Rettung mit den Kindern befasst.

Und auch Eltern und Mitschülern Tipps zum Umgang gibt?

MÜNNICH-HESSEL Ganz genau. Es wäre falsch, die Kinder nun damit alleine zu lassen. Sie könnten versuchen, alles, was mit der Höhle zu tun hat, zu vermeiden, beispielsweise Dunkelheit oder enge Räume. Deshalb sollten Eltern wachsam sein, Lehrer das Erlebte im Unterricht besprechen. Nicht jedes Kind wird eine Therapie brauchen, aber wenn die Symptome nach vier Wochen nicht abgeklungen sind, wäre eine traumafokussierte Therapie zu empfehlen.

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