"Kommunismus steht synonym für eine andere, bessere Gesellschaft"

Ihre Parteichefin Gesine Lötzsch hat sich vor einer Konferenz auf die Suche nach dem Kommunismus begeben. Ist die Linke eine kommunistische Partei?Bierbaum: Das kann man so nicht sagen. Sie hat sich auch nicht auf die Suche nach dem Kommunismus begeben, sondern die Überschrift des Kongresses heißt eben "Wege zum Kommunismus"

Ihre Parteichefin Gesine Lötzsch hat sich vor einer Konferenz auf die Suche nach dem Kommunismus begeben. Ist die Linke eine kommunistische Partei?

Bierbaum: Das kann man so nicht sagen. Sie hat sich auch nicht auf die Suche nach dem Kommunismus begeben, sondern die Überschrift des Kongresses heißt eben "Wege zum Kommunismus". Schaut man sich den Inhalt des Beitrags an, so handelt er im Kern von Reformpolitik.

Frau Lötzsch schreibt, dass die Linke die Wege zum Kommunismus nur finden kann, wenn sie sie ausprobiert. Das bedeutet doch, das Ziel heißt Kommunismus.

Bierbaum: Das kann man so nicht sehen. Das Problem besteht darin, dass nicht weiter hinterfragt worden ist, wofür das Wort Kommunismus eigentlich steht.

Hat sich Gesine Lötzsch in der Wortwahl vergriffen?

Bierbaum: Das ist nicht ihre Wortwahl. In ihrem Beitrag steht Kommunismus synonym für eine andere, bessere Gesellschaft mit einer Perspektive über die kapitalistische Gesellschaft hinaus. Das, was sonst mit Kommunismus oft verbunden wird, kommt darin gar nicht vor. Es gibt auch, was oft unterschlagen wird, eine sehr deutliche Kritik an dem sowjetischen Modell.

Die Linke strebt eine Änderung der Eigentums- und Machtverhältnisse an, durch Umwälzungen "mit revolutionärer Tiefe". Was unterscheidet Ihren Sozialismus vom Kommunismus?

Bierbaum: Unser Ziel ist der demokratische Sozialismus: eine Gesellschaft, die gerechter ist und in der die materiellen Bedingungen für die Freiheit des Menschen geregelt sind. Für uns gehören Demokratie und Sozialismus untrennbar zusammen. Die Diktatur einer kommunistischen Partei lehnen wir vollständig ab.

Nach Klaus Ernst ist jetzt auch die Co-Vorsitzende in den Schlagzeilen. Trauern Sie Lafontaine nach?

Bierbaum: Das kann man so nicht sagen. Wir haben jetzt eine andere Realität. Ich halte die Kritik an dem Beitrag von Gesine Lötzsch, wie sie auch aus den eigenen Reihen kommt, für übertrieben.

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