Karstadt-Häuser bleiben trotz Pleite geöffnet

Essen/Saarbrücken. Es ist die größte Insolvenz der deutschen Nachkriegsgeschichte: 43 000 Beschäftigte der Karstadt-Mutter Arcandor bangen um ihre Arbeitsplätze. Kurz vor dem Auslaufen lebenswichtiger Darlehen zog Arcandor die Reißleine und stellte gestern für sich und die Töchter Karstadt, Primondo und Quelle Insolvenzanträge

Essen/Saarbrücken. Es ist die größte Insolvenz der deutschen Nachkriegsgeschichte: 43 000 Beschäftigte der Karstadt-Mutter Arcandor bangen um ihre Arbeitsplätze. Kurz vor dem Auslaufen lebenswichtiger Darlehen zog Arcandor die Reißleine und stellte gestern für sich und die Töchter Karstadt, Primondo und Quelle Insolvenzanträge. Kunden sollen dennoch wie gewohnt bei Karstadt in Saarbrücken und anderen Städten einkaufen können. "Alle Geschäfte laufen ungehindert weiter", sagte der Betriebsratsvorsitzende der Saarbrücker Karstadt-Filiale, Wolfgang Rinder, der SZ. Der Bundesvorsitzende der Dienstleitungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske (Foto: bub), hatte am Vormittag in Saarbrücken noch vor der Insolvenz gewarnt. Nicht nur die Arbeitsplätze bei Karstadt seien dann in Gefahr, sondern auch 21 000 Jobs in den Zulieferbetrieben.

Der Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg und der eigens ernannte Arcandor-Bevollmächtigte Horst Piepenburg sollen nun unter dem Schutz des Insolvenzverfahrens Arcandor sanieren. Arcandor-Konkurrent Metro arbeitet weiter mit Hochdruck an der Gründung einer Deutschen Warenhaus AG mit seinen Kaufhof-Häusern und Karstadt. "An unserem Konzept zur Übernahme von etwa 60 Karstadt-Standorten und damit zur Rettung der großen Mehrheit der Arbeitsplätze halten wir unverändert fest", sagte Metro-Sprecher Michael Inacker.

Am Wochenende hatte auch die Hamburger Otto Group Interesse an Teilen des Arcandor-Konzerns signalisiert. Der Rewe-Konzern ist ebenfalls an Teilen von Arcandor interessiert. Das Unternehmen betreibt in 50 Karstadt-Warenhäusern Perfetto-Märkte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel verteidigte die Entscheidung, Arcandor keine staatliche Hilfe zu gewähren. "Wir haben immer wieder gesagt, dass der Insolvenzantrag eine Möglichkeit sein kann, auch das Unternehmen auf neue Füße zu stellen und neue Perspektiven zu eröffnen." Am Montag hatte der Bund die beantragte Rettungsbeihilfe über 437 Millionen Euro abgelehnt. , Seite A 4: Meinung dpa/low

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