Gastwirte erhöhen wohl die Preise

Saarbrücken · Viele Saar-Gastronomie-Betriebe werden nach Einführung der Mindestlöhne die Preise erhöhen. Das erwartet der Branchenverband Dehoga. Die Landwirte rechnen mit Personalabbau auf vielen Höfen und Auswirkungen auf die Herstellung regionaler Produkte.

. Im Saarland hat der beschlossene Mindestlohn, je nach Branche, unterschiedliche Auswirkungen. In der Gastronomie erwartet Frank Hohrath, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) an der Saar, starke Veränderungen. Die Gäste müssten mit Preiserhöhungen rechnen. Die Betriebe hätten keine andere Möglichkeit mehr, die steigenden Personalkosten zu verarbeiten. Hohrath erwartet auch deutliche Auswirkungen auf höhere Lohngruppen. Denn ausgebildete Köche und andere Arbeitskräfte mit erfolgreich abgeschlossener Lehre erwarteten dann ebenfalls mehr Lohn.

Mindestlöhne gingen zu Lasten ungelernter Arbeitskräfte, die bisher eine Beschäftigung fanden, glaubt Hohrath. Es treffe Kräfte wie etwa Abräumer und Spüler. Für manchen Betrieb stelle sich jetzt die Frage, ob nicht die Anschaffung einer Spülmaschine eine Alternative ist. Heute schon mache der Personalkostenanteil in einem Gastronomie-Betrieb zwischen 25 und 35 Prozent aus. Auch für Mini-Jobber sei die Neuregelung der Mindestlöhne nicht mehr attraktiv, da sie die 450 Euro Einkommensgrenze berühren. Es fehlten künftig viele Saison-Aushilfskräfte.

Der saarländische Bauernverband erwartet Auswirkungen, die weit über den Mindestlohn an sich hinausreichen. Denn die 8,50 Euro brutto würden von Winzern und Landwirten, die Spargel oder Erdbeeren anbauen, längst gezahlt. Diese stellten zudem Unterbringung und Verpflegung. Der Mindestlohn wird jedoch nach Auffassung von Hans Lauer, Geschäftsführer des Saar-Bauernverbandes, zahlreiche regionale Betriebe schwächen. Denn die hätten jetzt schon hohe Kosten und seien etwa im Vergleich zu Landwirten aus Südeuropa kaum noch konkurrenzfähig, weil dort viel geringere Löhne gezahlt werden. Lauer erwartet deshalb Personalabbau und einen deutlichen Rückgang der Produktion regionaler Produkte. Frische Ware zu einem Tagessatz von 3,20 Euro als Schulverpflegung oder zum Kantinenessen, wie es mittlerweile von Kunden verlangt wird, seien kaum noch zu leisten. Niemand dürfe sich wundern, wenn Caterer künftig auf Ware aus Südeuropa zurückgreifen, weil sie diese erheblich günstiger bekommen. Auf deutschen Höfen würden in Folge dieser Entwicklung mehr Arbeitsabläufe automatisiert. Richard Schreiner, Präsident der Saar-Landwirtschaftskammer, sieht möglicherweise in Einzelfällen Auswirkungen auf Liedopfer Bauern zukommen. Generell werde aber für Fachkräfte der Garten- und Landwirtschaft jetzt schon mehr als der Mindestlohn gezahlt.

Peter Petzen, Inhaber des Weingutes Karl Petzen in Perl-Nennig, sieht keine Auswirkungen durch den Mindestlohn. Dieser werde im Betrieb schon lange gezahlt. Wer auf Qualität der Produkte setzt, der müsse auch seine Leute entsprechend bezahlen. Dies wirke sich nicht nur auf die Motivation, sondern auf den gesamten Betrieb aus.

Auch der saarländische Einzelhandel fürchtet sich nicht vor dem Mindestlohn. Alle Lohngruppen lägen längst deutlich über dieser Grenze, so Fabian Schulz, Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes Einzelhandel und Dienstleistung. Selbst "Waren-Verräumer" beginnen mit 9,74 Euro brutto. Die unterste Lohngruppe für Ungelernte beginne im ersten Jahr bei 9,63 Euro. Auch in der Ausbildung werde attraktiv bezahlt. Ein Auszubildender im ersten Lehrjahr kommt auf 720 Euro.

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