Die Nato rüstet auf - aber kann sie sich das leisten?

Wie viele Atomwaffen hat die Nato noch? Wofür braucht sie die?Die 28 Mitgliedstaaten haben beim Gipfel in Chicago atomare Waffen als "Kernelement" der Abschreckung bezeichnet, gleichzeitig aber betont, dass das Risiko eines Einsatzes "extrem gering" sei

 Die Nato will bis zum Jahr 2016 vor allem unbemannte Flugzeuge wie die neuen "Super-Drohnen" vom Typ "Global Hawk" anschaffen. Foto: Northrop Grumman/dpa

Die Nato will bis zum Jahr 2016 vor allem unbemannte Flugzeuge wie die neuen "Super-Drohnen" vom Typ "Global Hawk" anschaffen. Foto: Northrop Grumman/dpa

Wie viele Atomwaffen hat die Nato noch? Wofür braucht sie die?Die 28 Mitgliedstaaten haben beim Gipfel in Chicago atomare Waffen als "Kernelement" der Abschreckung bezeichnet, gleichzeitig aber betont, dass das Risiko eines Einsatzes "extrem gering" sei. Sie sollen auch nicht gegen Länder eingesetzt werden, die nicht selbst über Kernwaffen verfügen und den Sperrvertrag unterschrieben haben. Schätzungen zufolge halten die USA in Europa etwa 200 Atombomben vor, davon zehn bis 20 in Deutschland. Russland hat etwa 2000 allein im Westen des Landes stationiert.

Der Raketenschild ist angeblich fertig. Was ist damit gemeint?

Während des Gipfels wurden mit Abwehrraketen ausgestattete US-Militärschiffe auf einer Marinebasis im spanischen Rota an eine Radar-Überwachung in der Türkei angeschlossen und mit der Kommandozentrale auf dem Nato-Stützpunkt in Ramstein verbunden (siehe unten). Von dort aus wird künftig die gesamte Abwehr gesteuert. Damit ist der Schild scharf geschaltet. In der nächsten Phase kommen weitere Bestandteile des Systems in Polen und Rumänien hinzu. Bis 2020 werden neue Abwehrraketen eingefügt, die auch Interkontinental-Geschosse abfangen sollen.

Hat Russland seinen Widerstand dagegen jetzt ausgegeben?

Nein, politisch ist die Raketenabwehr nach wie vor heftig umstritten. Seitdem Wladimir Putin wieder Präsident in Russland ist, verschärft sich die Kontroverse noch. Erst vor Kurzem wiederholte der russische Generalstab seine Drohungen, als Gegenmaßnahmen Abwehrraketen in Kaliningrad zu installieren. Beiden Seiten bleibt aber noch etwas Zeit, um einen Kompromiss zu finden. Im Kreml fürchtet man erst die letzten Ausbauphasen des Nato-Systems.

Warum rüstet die Nato weiter auf und in welchen Bereichen?

Es geht vor allem um die Anschaffung neuer "Super-Drohnen" vom Typ "Global Hawk" bis 2016. Dabei handelt es sich um unbemannte Flugzeuge, die bis zu 32 Stunden in 18 Kilometern Höhe unterwegs sein können, um Bodenbewegungen von Streitkräften zu überwachen. Die fünf Drohnen kosten samt Radartechnik weit über eine Milliarde Dollar. 13 Nato-Staaten, darunter Deutschland, sind bei dem Programm dabei und teilen sich die Kosten. Das Projekt ist ein Ergebnis der großen Defizite während des Libyen-Krieges. Damals hatte man eklatante Lücken in der Luftaufklärung festgestellt.

Sind solche Rüstungsprogramme angesichts der knappen Finanzmittel denn überhaupt noch finanzierbar?

Die Nato hat sich in Chicago auf einen neuen Weg verständigt, über den jahrelang gestritten wurde. Smart Defense (kluge Verteidigung) heißt das Programm und bedeutet, dass die Mitgliedstaaten ihre Rüstungskäufe künftig untereinander abstimmen, damit nicht jeder alles vorhalten muss. Für 20 Projekte (Drohnen, medizinische Betreuung von Soldaten, Betankung von Flugzeugen) wurden jetzt Verträge unterzeichnet.

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