Deutsche Drohnen für den Frieden

Sie sieht aus wie ein kleines Segelflugzeug, wiegt nur 40 Kilogramm, kann aber trotzdem 160 Stundenkilometer schnell und 5000 Kilometer hoch fliegen. Für die Bundeswehr hat die Drohne "Luna" schon Videos und Infrarotfilme in Mazedonien, im Kosovo und in Afghanistan gedreht.

Jetzt soll ein neues Einsatzgebiet hinzukommen: die Ostukraine . Deutschland will sich mit mehreren "Luna"-Drohnen an der Überwachung der Waffenruhe zwischen der ukrainischen Regierung und den prorussischen Separatisten beteiligen. 14 Bundeswehrsoldaten flogen gestern nach Kiew , um die letzten Fragen zu klären. Wie viele Soldaten sind notwendig, um die Drohnen zu steuern und zu warten? Müssen zusätzlich Logistiker und vielleicht auch Sanitäter geschickt werden?

Die Erkundungsmission in Kiew und in der Ostukraine soll drei bis fünf Tage dauern. Dann soll eine Entscheidung fallen. Der politische Wille ist jedenfalls da. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU ) hatte sich bereits Anfang September am Rande des Nato-Gipfels in Wales mit dem französischen Präsidenten François Hollande darauf verständigt, einen Beitrag zu der "Friedensmission" der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE ) in der Ostukraine zu leisten. In der vergangenen Woche entschied sich die OSZE für den Drohneneinsatz. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko gab am Sonntag grünes Licht.

Österreich war das erste Land, das die Entsendung von zehn Drohnen ankündigte. Jetzt sollen die "Luna" hinzukommen - wie viele ist noch unklar. Das zu überwachende Gebiet ist riesig. Alleine die Grenze zwischen der Ukraine und Russland ist mehr als 2000 Kilometer lang. Die "Luna"-Drohnen können aber nur 100 Kilometer weit und sechs bis acht Stunden lang fliegen. Zum Vergleich: Die von Israel gemieteten "Heron"-Drohnen, die von der Bundeswehr in Afghanistan eingesetzt werden, können drei Mal so lange in der Luft bleiben.

Die Bundeswehr verfügt über mehr als 80 "Luna"-Drohnen. Das Heer nutzt sie bereits seit mehr als zehn Jahren. Sie haben bisher aber nicht nur für positive Schlagzeilen gesorgt. Beim Internetdienst YouTube tauchte im vergangenen Jahr ein Einsatzvideo der "Luna" von 2004 auf, das zeigt, wie die Drohne über dem nordafghanischen Kundus haarscharf an einem afghanischen Passagierflugzeug vorbeirauscht und dann abstürzt. Insgesamt registrierte die Bundeswehr in den vergangenen Jahren 47 zerstörte "Luna"-Drohnen, 24 davon stürzten ab. Elf der unbemannten Flugzeuge verschwanden spurlos.

Für die Soldaten, die im Namen der OSZE in die Ukraine geschickt werden, dürfte der Einsatz auch nicht ganz ungefährlich werden. Immer wieder wurden OSZE-Beobachter in der Ostukraine entführt. Vor fünf Monaten waren drei Bundeswehrsoldaten eine Woche lang in der Gewalt von prorussischen Separatisten . Und auch nach der Vereinbarung über eine Waffenruhe bleibt es gefährlich für die internationalen Beobachter: Am Sonntag wurden Patrouillen-Fahrzeuge der OSZE von Artilleriegeschossen getroffen. Es wurde aber niemand verletzt.

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