Tester rügen Abzocke bei Dispo-Zinsen
Berlin/Saarbrücken · Überzogene Dispo-Zinsen deutscher Banken bringen die Politik auf den Plan. Verbraucherminister Heiko Maas fordert mehr Transparenz. Im Saarland setzt die Linke auf ein Volksbegehren.
Viele Banken verlangen von ihren Kunden laut Stiftung Warentest noch immer zu hohe Zinsen fürs Konto-Überziehen. Wer ins Minus rutscht, muss im Extremfall Dispozinsen von bis zu 14,25 Prozent zahlen, ergab ein gestern veröffentlichter Vergleich. Nach Ansicht der Tester müsste ein fairer Dispozins weit unter zehn Prozent liegen, denn die Banken können sich Geld zu historisch niedrigen Konditionen bei der Zentralbank (EZB) leihen. Die Stiftung stieß beim Vergleich von 1504 Banken auf große Unterschiede. Der günstigste Anbieter verlangte für den Dispo 4,9 Prozent. Im Schnitt zahlten Kunden zum Stichtag 1. August 10,65 Prozent. Im Vorjahr hatten die Finanztester noch Durchschnittswerte von 11,31 Prozent ermittelt.
Verbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD ) erklärte gestern: "Viele Banken nehmen weiterhin unangemessen hohe Dispo-Zinsen und sind auch nicht transparent." Kunden, die lange im Dispo steckten, müssten verpflichtend zu Alternativen beraten werden.
Die Deutsche Kreditwirtschaft gab zu Bedenken, viele Banken refinanzierten sich vor allem über das Kundengeschäft, nicht günstig über die Zentralbank. Zudem sei Überwachung beim Dispo-Kredit aufwendig.
Im Saarland strebt die Partei die Linke ein Volksbegehren zur Änderung des Sparkassengesetzes an, wonach der Zins für einen Dispo-Kredit höchstens fünf Prozentpunkte über dem Leitzins der EZB liegen darf. Das wären derzeit 5,05 Prozent. Landeschefin Astrid Schramm ist zuversichtlich, die nötigen 5000 beglaubigten Unterschriften für diese Intiaitive zu erhalten, wie sie gestern der SZ sagte. Erste Unterschriftenlisten würden bereits in Rathäusern überprüft.